Odermatts Riesen-Coach fällt für den Rest der Saison aus
Die grosse Kugel für den vierten Sieg im Gesamtweltcup und die kleine Super-G-Kugel hat Marco Odermatt praktisch auf sicher. Auch in der Abfahrt deutet einiges auf den Gesamtsieg des Nidwaldners (73 Punkte vor Franjo von Allmen) hin. Aber im Riesenslalom liegt der 27-Jährige nur noch 41 Punkte vor Henrik Kristoffersen. Und bei den verbleibenden Rennen wird Odermatt auf eine wichtige Bezugsperson verzichten müssen: Sein Riesen-Coach Helmut Krug muss am 6. März eine Operation an der Hüfte über sich ergehen lassen und wird deshalb nicht zu den Wettkämpfen nach Norwegen (drei Speed-Rennen in Kvitfjell, Riesenslalom in Hafjell) und zum Finale nach Sun Valley (USA) reisen können. Während Krugs Reha werden seine Co-Trainer Renzo Valsecchi und Hannes Hassler die Riesen-Trainings gemeinsam leiten.
Kristoffersen äussert Rücktrittsgedanken
Nach zwei Siegen innerhalb von 24 Stunden spricht Henrik Kristoffersen (30) in Slowenien im Interview mit ORF-Starmoderator Rainer Pariasek einen brisanten Satz aus: «Ich fahre nun seit mehr als zehn Jahren ziemlich konstant an der Weltspitze mit. Körperlich geht es mir sehr gut, aber für den Kopf ist der ständige Kampf um Siege und Podestplätze sehr anstrengend. Deshalb muss ich nach dieser Saison schauen, ob ich weiterfahre oder nicht.» Denkt der Norweger ernsthaft über das Ende seiner Rennfahrer-Laufbahn nach? Kristoffersens Antwort: «Schaun mer mal …»
Durststrecke beendet
Emma Aicher (21) gilt schon lange als grosses Talent. Die Tochter einer Schwedin und eines Deutschen, die einen Teil ihrer Kindheit in Engelberg OW verbrachte, hat dieses schon mehrfach angedeutet – etwa an der WM in Saalbach (Ö), als sie sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G Sechste wurde. Der erste Podestplatz schien nur eine Frage der Zeit – und wird in Kvitfjell (No) Tatsache. In der ersten Abfahrt muss sie sich als Zweite noch knapp geschlagen geben, in der zweiten überstrahlt sie alle und feiert ihren ersten Sieg. Damit beendet sie eine lange Durststrecke. Den letzten deutschen Abfahrtssieg gabs vor fünf Jahren. Sowohl Viktoria Rebensburg (35) als auch Thomas Dressen (31) triumphierten im Februar 2020. Nun reiht sich Aicher in die Liste der deutschen Abfahrtssieger ein. Sie ist ein Versprechen für die Zukunft, auch was den Gesamtweltcup betrifft. Denn nachdem Michelle Gisin (31) ihre Slalom-Karriere beendet hat, ist sie die einzige Athletin, die alle vier Disziplinen fährt.
Italien rückt Schweiz auf die Pelle
Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann darf sich schon bald über den Gewinn der Nationenwertung freuen. Mit 8473 Punkten liegt die Schweiz so deutlich vor Österreich (5893), dass man kaum noch einzuholen ist. Der dritte Ländersieg in Serie bahnt sich also an. Ob die Schweizer Frauen (3364) aber auch die Nummer 1 sein werden, ist alles andere als sicher. Denn: Der Vorsprung auf Italien schmilzt wie der Schnee im Frühling, aktuell beträgt er nur noch 32 Pünktchen.
Schweizer Slalom-König in der Krise
Mit sieben Triumphen ist Daniel Yule, gemessen an Weltcupsiegen, nach wie vor der erfolgreichste Slalomfahrer in der Swiss-Ski-Geschichte. Doch aktuell erlebt der 32-Jährige eine der tristesten Phasen in seiner Karriere – in Kranjska Gora fädelt der Walliser im zweiten Durchgang zum dritten Mal in Serie aus, nachdem er im ersten Lauf nicht über den 21. Platz hinausgekommen ist. «Es ist derzeit wirklich brutal frustrierend. Obwohl ich gefühlsmässig in den meisten Läufen das Maximum heraushole, passt die Zeit einfach nicht», stöhnt Yule. Insider führen die Krise des grossen Kämpfers aus dem Val Ferret auch auf Probleme im Materialbereich zurück. Dieser Verdacht wird durch einen Blick auf die Slalom-Gesamtwertung erhärtet, wo aktuell kein «Zick-Zacker», welcher wie Yule Fischer-Ski fährt, in den Top-10 fungiert. Was sagt Yule zu diesem Thema? «Ohne Fischer hätte ich niemals sieben Weltcuprennen gewinnen können. Deshalb suche ich den Fehler auch jetzt in erster Linie bei mir. Aber es ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Es muss sich ganz schnell etwas ändern. Entweder bei mir oder im Materialbereich.»
Aufsteller für den Doppelmeter
Noch viel schlechter als Yule ist es in den letzten Monaten Ramon Zenhäusern ergangen. In sechs von zehn Rennen hat der Doppelmeter aus Bürchen die Qualifikation für den zweiten Lauf verpasst. SRF-Experte Didier Plaschy ist deshalb im Januar mit seinem Walliser Landsmann hart ins Gericht gegangen: «Ramon steht viel zu gschtabig auf den Ski, ich habe von ihm in diesem Winter noch keine anständige Kurve gesehen.» Doch in Kranjska Gora liefert Zenhäusern, der sechs Weltcupsiege auf dem Konto hat, zumindest im ersten Lauf den Beweis, dass er das Slalomfahren nicht verlernt hat – mit Startnummer 31 fährt der bald 33-Jährige auf den 13. Zwischenrang. «Das war wirklich sehr gut von Ramon», lobt Plaschy. Dass Zenhäusern diese Position im Final nicht halten kann und auf den 20. Schlussrang zurückfällt, ist auch auf die arg ramponiert Piste zurückzuführen.
Schweizer-Käse-Bein
Am 16. Dezember 2023 wird Stefanie Fleckenstein (27) in der Abfahrt von Val-d'Isère (Fr) ein kleiner Verschneider kurz vor dem Ziel zum Verhängnis. Die Kanadierin stürzt heftig und schreit vor Schmerz. Sie kugelt sich das Knie aus und zieht sich mehrere Brüche am Schienbein zu. Über ein Jahr später ist Fleckenstein noch immer nicht zurück im Weltcup. Dafür meldet sie sich nach Operation Nummer 7 auf Instagram mit Grüssen «von mir und meinem Schweizer-Käse-Bein». «Der letzte Schritt in diesem langen Prozess ist abgeschlossen!», schreibt Fleckenstein. Denn Schrauben und Platten wurden aus ihrem Bein entfernt, und sie ist wieder einen Schritt näher beim Skifahren. Die Freude darüber kann sie mit einer besonderen Zimmergenossin teilen: Nina Ortlieb (28). Die Österreicherin ist im Spital, weil sie sich Ende Januar das rechte Schienbein gebrochen hat.
Der wunde Punkt unseres Top-Talents
Der Zuger Lenz Hächler demonstriert am Samstag im ersten Akt vom Riesen auf dem «Podkoren»-Hang, warum ihn die grössten Ski-Ausrüster der Welt unbedingt verpflichten möchten. Mit Startnummer 40 qualifiziert sich der 21-Jährige bei schwierigsten Bedingungen in scheinbar spielerischer Leichtigkeit mit der 23. Zeit für den Final. Dort scheidet der zweifache Junioren-Weltmeister aber aus. Was Hächler viel mehr weh tut als die verpassten Weltcup-Punkte ist das Schienbein. Nachdem er deswegen seit Jahren nur dosiert trainieren konnte, hat er sich im letzten Sommer Fettzellen vom Gesäss und dem unteren Rückenbereich ans Schienbein verpflanzen lassen. Dieser Eingriff hat jedoch nicht den gewünschten Effekt gebracht. «In den Speed-Disziplinen und im Riesen spüre ich zwar seither weniger Schmerzen am Schienbein, aber im Slalom geht es ganz schlecht. Ich bin deshalb auf der Suche nach einer anderen Lösung.»
Hütter wieder im Endspurt?
Vergangenes Jahr hat Cornelia Hütter (32) in der letzten Abfahrt Lara Gut-Behrami (33) die kleine Kristallkugel noch vor der Nase weggeschnappt. Und das, ohne während der Saison auch nur einmal in der Disziplinenwertung geführt zu haben. Nun streckt die Österreicherin im Endspurt ihre Fühler erneut nach der Kugel aus. Allerdings nicht im Duell mit Gut-Behrami (sie ist aktuell Fünfte). Der Unterschied: In dieser Saison hat Hütter die rote Startnummer schon getragen – in den ersten drei Rennen. Danach ist sie etwas zurückgefallen, setzt nun aber zur Aufholjagd an. Dank Podestplätzen in beiden Kvitfjell-Abfahrten (Erste und Dritte) hat Hütter ihren Rückstand auf die führende Federica Brignone (34, 384 Punkte) von 81 auf 16 Punkte verkleinert, ist vom 3. auf den 2. Rang vorgerückt. Zwei Abfahrten sind ausstehend – ob Hütter die Italienerin wie letztes Jahr Gut-Behrami noch überflügeln kann, wird sich zeigen.
Sieglos in Are – schlägt Gut-Behrami jetzt zu?
Wird Lara Gut-Behrami nach 2016 und 2024 zum dritten Mal den Gesamtweltcup gewinnen? 251 Punkte trennen sie von der führenden Italienerin Federica Brignone (34). Das ist bei sieben verbleibenden Weltcup-Einsätzen viel. Die Tessinerin sollte schon am Samstag beim Riesenslalom in Are (Sd) mit der Aufholjagd beginnen. Bloss: An den schwedischen Ski-Ort hat Gut-Behrami keine besonders guten Erinnerungen. In 20 Weltcuprennen fuhr sie nie einen Sieg heraus, dazu kam die medaillenlose WM 2019.
Vonn zieht Formel-1-Vergleich
Der erste Podestplatz von Lindsey Vonn (40) nach ihrem Comeback rückt näher und näher. Oder? Okay, der 16. Rang beim Super-G in Kvitfjell lässt diesen Schluss auf den ersten Blick nicht zu. Fakt ist aber, dass sie bei der dritten Zwischenzeit noch Dritte ist, ehe sie einen grossen Bock schiesst. Der US-Star scheint die Abstimmungsprobleme mit den Schuhen in den Griff zu kriegen. «Es ist, wie wenn man ein Formel-1-Auto fährt. Du bekommst dein Auto nur hin mit Testen, Fühlen, der Arbeit der Ingenieure und durch viele Versuche», so Vonn.