Verzichtet Odermatt in Zukunft auf den Super-G in Kitzbühel?
Der Sieg bei der Hahnenkamm-Abfahrt war das erklärte Saisonziel von Marco Odermatt. Der Nidwaldner hat an diesem Wochenende tatsächlich in Kitzbühel triumphiert. Aber nicht in der Abfahrt, sondern im Super-G. Beat Feuz ist bei der Analyse im Sonntagsblick zum Schluss gekommen, dass Odi am Tag vor der Abfahrt im Super-G zu viel Substanz verloren habe. «Bei keinem andern Super-G ist das Programm für die Podestfahrer derart stressig, wie in Kitzbühel, weil nach dem Medienmarathon im Zielraum und der Dopingkontrolle am Abend auch noch die öffentliche Siegerehrung und ein Besuch im ORF-Studio dazugehört.» Der Österreicher Stephan Eberharter (55, zweifacher Gesamtweltcupsieger und dreifacher Hahnenkamm-Gewinner) gibt Feuz recht: «Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass Odermatt eines Tages auf den Super-G in Kitzbühel verzichten wird, um sich voll auf die Abfahrt fokussieren zu können.»
Odermatts historischer Hattrick
Auch wenn es für den Abfahrtssieg in Kitzbühel nicht gereicht hat, schaffte Odermatt auf der Streif Historisches. Er reiht sich nämlich mit seinem Super-G-Sieg in eine äusserst illustre Runde ein. Odermatt ist neben Jean-Claude Killy (81) und Marc Girardelli (61) der einzige Fahrer, der in der gleichen Saison in Adelboden, am Lauberhorn und in Kitzbühel ein Rennen gewinnen konnte. Odermatt gewann Riesenslalom, Abfahrt und Super-G. Seine beiden Kontrahenten lieferten aber noch heftiger ab: Girardellis Serie startete in Kitzbühel 1989 mit Abfahrt und Kombi, ging dann in Adelboden mit dem Riesen weiter, ehe am Lauberhorn zwei Abfahrts- und ein Kombi-Sieg folgten. Und Killy? Der feierte 1967 im Adelboden-Riesen seinen ersten Weltcup-Sieg überhaupt, doppelte dann mit dem Wengen-Double (Abfahrt und Slalom) nach und triumphierte auch in Kitzbühel in Abfahrt und Slalom.
Monneys Nachteil
Lumpige acht Hundertstel haben Alexis Monney (25) für den grossen Abfahrts-Triumph am Hahnenkamm gefehlt. Nach der Renn-Analyse sind sich die Experten ziemlich sicher, dass der Romand aus Châtel-Saint-Denis FR im Vergleich mit dem Kanadier James Crawford (27) einen deutlichen Nachteil hatte – die Startnummer (Monney 4, Crawford 20). «Crawford hat am Hausberg einen Gegenschwung eingelegt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er damit schneller sein kann als Monney. Der Verdacht liegt deshalb nahe, dass gewisse Streckenabschnitte bei den hinteren Nummern schneller wurden», sagte der Österreicher Stephan Eberharter zu Blick. Swiss-Ski-Co-CEO Walter Reusser untermauert diese These: «Wir haben im Vorjahr in Kitzbühel beim langen Gleitstück nach der Steilhang-Ausfahrt eine Wetterstation aufgebaut. Dabei haben wir festgestellt, dass die Temperatur vom Rennstart bis zum Ende des Wettkampfs um sechs Grad gesunken ist. Je tiefer die Temperatur, desto schneller der Schnee.»
Sehr wahrscheinlich hätte Bormio-Champion Monney aber auf der Streif trotz allem triumphiert, wenn er beim Zielsprung nicht wie sein Teamkollege Franjo von Allmen in Rücklage geraten wären. «Beide wollten diesen Sprung in der Hocke meistern. Im Training hat das super geklappt, weil sie mit geringerem Tempo zum Absprung gekommen sind. Aber im Renntempo hat das nicht gut funktioniert. Alexis und Franjo wurden durch die Unterluft aus der aerodynamischen Position herausgerissen», erklärt der dreifache Streif- und Olympiasieger Beat Feuz (37).
Wer ist Miss X?
Zugegeben, normalerweise spricht man vom Mister X. Aber diesmal geht es bei der WM-Selektion möglicherweise um eine oder mehrere Frauen, welche die Richtlinien (einmal Top 7 oder zweimal Top 15) nicht erfüllt haben, aber trotzdem nach Saalbach dürfen. Sicher bei der WM dabei sind: Lara Gut-Behrami, Corinne Suter, Camille Rast, Wendy Holdener, Mélanie Meillard, Malorie Blanc, Michelle Gisin und Eliane Christen. Acht Fahrerinnen. Insgesamt (Männer und Frauen) dürfen 24 Personen selektioniert werden. Und nicht zuletzt weil es noch den Team-Event und die Team-Kombi (vier Teams pro Nation sind möglich) gibt, braucht es zusätzliches Personal. Aline Höpli (Slalom) und Priska Ming-Nufer (Abfahrt) haben eine Platzierung zwischen 8 und 15 auf dem Konto. Denkbar ist auch die Selektion von Janine Schmitt – sie wurde einmal 19. (Abfahrt) und zuletzt 17. im Super-G von Garmisch. Mit 24 Jahren geniesst sie wohl auch noch einen Jugend-Bonus. Ob Jasmine Flury dabei ist, bleibt offen – sie hat nach ihrer Verletzung noch kein Rennen bestritten, hätte aber in der Abfahrt als Titelverteidigerin einen fixen Startplatz.
Weltmeisterin singt WM-Song
Eine österreichische Ski-Grösse liefert einen (inoffiziellen) Song zur WM in Saalbach (Ö). «Wir fahren heut zur Ski-WM», heisst der Track. Gesungen wird er von Elisabeth «Lizz» Görgl, begleitet wird sie von DJ Mox. Spannend: Die 43-jährige Österreicherin sang schon bei den Titelspielen 2011 in Garmisch das WM-Lied – und gewann danach prompt zweimal Gold (Abfahrt und Super-G). Ein gutes Omen für Rot-Weiss-Rot? «Jeder Sieger uns a Lochn schenkt», heisst es im Text ganz neutral. Der Tipp sei erlaubt: Beim Après-Ski dürfte der Mitgröl-Song für Furore sorgen – auch wenn viele Fans nicht nach Saalbach fahren, sondern schon da sein werden.
Kandahar-Abfahrt ist in akuter Gefahr
Die letzte Männerabfahrt vor der WM sollte am kommenden Sonntag in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen werden. Doch weil es in Oberbayern seit einigen Tagen stark regnet, ist dieses Rennen in akuter Gefahr. Gemäss Blick-Recherchen hat die Pisten-Crew auf der Kandahar-Strecke grösste Schwierigkeiten, die Sturzräume mit genügend Schnee zu füllen.
Wenn die Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen tatsächlich abgesagt werden müsste, würde sie eventuell im März in Kvitfjell nachgeholt werden. Bei den Norwegern stellt sich jedoch die Frage, ob neben den fix eingeplanten Rennen (Abfahrt und Super-G) eine zusätzliche Abfahrt vermarktet werden kann. Weil Swiss Ski diesbezüglich keine Probleme hat, könnte Crans-Montana das Garmisch-Rennen übernehmen. Im Walliser Nobelort steht zwischen dem 20. und dem 23. Februar die Hauptprobe für die WM 2027 auf dem Programm.
Kalender ein Problem bei den Frauen?
Die Sicherheitsdebatte erreicht auch den Frauen-Ski-Zirkus. «Wir haben nicht Ski, sondern Waffen an den Füssen», sagte Italiens Speed-Ass Sofia Goggia in Garmisch. Tereza Nova (Tsch) verletzt sich schwer am Kopf, wird operiert und ins künstliche Koma versetzt. Wie es ihr geht? Frische Informationen dringen nicht durch. Österreichs Nina Ortlieb bricht sich den Unterschenkel, und die Patellasehne der Bündnerin Stephanie Jenal reisst. «Bei Highspeed-Disziplinen können Fehler schlimme Folgen haben», meint der Schweizer Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor. Er findet nicht, dass man das Material entschärfen müsste. Vielmehr setzt er ein Fragezeichen dahinter, dass die Frauen im Januar gleich drei Speed-Wochenenden am Stück bewältigen mussten. «Das geht an die Substanz. Und mit der Müdigkeit steigt die Fehleranfälligkeit. Vielleicht kann man künftig den Kalender ausgeglichener gestalten», so Tschuor.
Tierisch gemütlich
Als Ski-Journalist hat man im Laufe der Jahre doch die eine oder andere spezielle Begegnung. Im Medienraum – er wurde im Zentrum des Deutschen Skilehrerverbands eingerichtet – gibt es aber etwas Neues. So schleicht plötzlich Katze Kitty um die Beine. Streicheln ist angesagt! Irgendwann bellt Hündchen Maya – die offerierten Leberkäs-Semmeln lassen halt das Wasser im Maul zusammenlaufen. Kater Gerry dagegen ist nicht zu sehen, er schläft irgendwo. Übrigens: Das animalische Thema passt zum Wochenende des ÖSV-Teams. Denn da herrscht Katzenjammer! Nina Ortlieb verletzt sich schwer und muss sich zum 23. Mal in ihrer Karriere operieren lassen – ihre Saison ist vorbei. Auch Ariane Rädler fliegt heftig ab – Bluterguss. Die rot-weiss-rote Bilanz ist mies: In der Abfahrt Platz 7, im Super-G Rang 9 – mehr ist da nicht. Viel zu wenig, eine Woche vor der Heim-WM.