Das Pech klebt ihr am Ski
«Charly» sucht den Schutzengel

OP-Säle und Reha-Zentren sind für Charlotte Chable (22) Normalität. Wann hat sie mal Glück? Vielleicht beginnt alles beim Slalom in Zagreb – bei uns ab 13 Uhr live!
Publiziert: 03.01.2017 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:40 Uhr
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«Ich hab nie ans Aufhören gedacht», sagt Charlotte Chable. Viel zu sehr liebt sie das Skifahren.
Mathias Germann

Die Ski-Geschichte von Charlotte Chable hat zahlreiche Kapitel. Viele handeln von Verletzungen, nur wenige von Erfolgen. Dabei hatte die Frau aus Villars-sur-Ollon, als sie mit 15 vom Nationalen Leistungszentrum in Brig aufgenommen wurde, so viel vor. Bloss zeigen konnte sie ihr Talent aufgrund von Verletzungen fast nie. «Ich habe in meinem Leben deutlich mehr aus Trauer als aus Freude geweint», erinnert sie sich. Und so kommt es, dass «Charly» in Zagreb erst zu ihrem 18. Weltcuprennen startet. Zum Vergleich: Michelle Gisin, die nur fünf Monate älter ist, hat schon 50 auf dem Buckel.

Zusammengerechnet war Chable fast drei Jahre lang verletzt. 2011 reisst ihr rechtes Kreuzband, 2012 das linke, ein Jahr später stürzt sie zuhause eine Treppe hinunter – Fussbruch. Chable ist noch immer ein Teenager. Im letzten Oktober kommt eine Kompressionsfraktur im Fuss dazu. «Es passierte beim Slalomtraining im Flachen. Ich fuhr nahe an ein Tor heran, dann machte es plötzlich: Bamm bamm! Wie wenn mir jemand das Bein gestellt hätte!» Die Diagnose: Sechs Wochen Pause.

Ein Schicksalsschlag. Noch einer. Trotzdem sagt Chable: «Der Rücktritt war für mich nie eine Option. Mein Vater sagte mir zwar einmal, ich dürfe auch aufhören. Er würde es verstehen. Ich antwortete: spinnst du?!» Dabei muss Chable mit ihrem eigenen, kindlichen Charme, lachen. Dahinter steckt aber viel Überzeugung. Chable weiss, dass noch viel in ihr schlummert - auch ihre ersten beiden Comeback-Rennen in Sestriere (It) und Semmering (Ö) nicht nach Wunsch verliefen. Charlotte sagt: «Ich will zu den Besten gehören. Und ich weiss, dass ich es kann.» 

Dass diese Aussagen keine Floskeln sind, bestätigen ihre Trainer. Und die Uhr. Im Sommer gehörte Chable in den internen Zeitläufen zu den Schnellsten, auch Slalom-Ass Wendy Holdener musste sich ab und an geschlagen geben. «Sie ist eine Fahrerinnen, von denen es nicht viele gibt», sagt Frauen-Cheftrainer Hans Flatscher. Den Österreicher beeindruckt die Hingabe, mit der sich Chable immer wieder aufrappelt, nicht kleinkriegen lässt und weiter kämpft. «Skifahren ist der beste Sport der Welt. Das Gefühl auf den Ski ist so geil, ich liebe es!», sprudelt es aus Chable heraus. 

Chable hat viele Voraussetzungen, es bis in die Weltspitze zu schaffen: Freude, Talent, Lockerheit und Ehrgeiz. Nur etwas fehlte ihr bisher: Ein Schutzengel. Sie hätte ihn sich verdient.

Geht heute im Slalom in Zagreb der Knopf auf? Ab 13 Uhr erfahren Sie es live auf BLICK im Ticker und Stream!

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