Zu tiefe Preisgelder, zu strenge Werbevorschriften, zu wenig Spektakel abseits von Wengen und Kitzbühel – Abfahrts-Weltmeister Patrick Küng und unsere Riesen-Hoffnung Justin Murisier schiessen zum wiederholten Male auf die Entscheidungsträger des internationalen Ski-Verbands FIS.
Fakt ist: Der Alpine Ski-Weltcup erreicht seit Jahren immer weniger Zuschauer, darum tun sich die Athleten aber auch die FIS selber auf der Suche nach richtig potenten Sponsoren immer schwerer.
Dass das Marketing der FIS nicht zeitgemäss ist, wird alleine beim Anklicken der Verbands-Homepage ersichtlich. Diese Seite hat den Unterhaltungswert einer frisch gestrichenen Wand, der man beim Trocknen zuschaut.
Emotionen, wie sie etwa der Internetauftritt der MotoGP mit heissen Bildern und spektakulären Clips auslöst, werden hier keine geweckt.
Sehr viel schlimmer sind allerdings die «Anspielzeiten» des FIS-Kalenders. Riesen- und Slaloms könnten im Zeitalter von Flutlicht-Anlagen ausnahmslos zur sogenannten TV-Prime-Time ab 20 Uhr entschieden werden. Doch der Nachtslalom in Schladming bleibt im Kalender die grosse Ausnahme, die meisten anderen technischen Bewerbe werden am Samstag- und Sonntagvormittag gestartet – weil um diese Zeit nur die absoluten Freaks vor dem Fernseher sitzen, stossen diese Veranstaltungen bei potentiellen Geldgebern auf ein geringes Interesse.
Zu allem Überfluss hat sich die FIS mit einer Regeländerung auch noch einen Millionen-Flop geleistet. Um den zahlreichen Knieverletzungen entgegen zu wirken, wurde der Radius der Riesenslalom-Latten 2012 von 27 auf 35 Meter erhöht. Die Ski-Produzenten, die sowieso seit vielen Jahren von argen finanziellen Problemen geplagt werden, haben in dieser Zeit für zig Millionen Material in den Abfall-Eimer geschmissen.
Einen Gewinn hat die Sparte Riesenslalom dadurch nicht erzielt. Im Gegenteil: Die Liste der Verletzten ist nicht wirklich kleiner geworden. Und weil Riesenslalomfahren mit diesen Radien mit einem viel höheren Trainingsaufwand verknüpft ist, haben sich immer mehr Abfahrer von dieser Disziplin abgewendet. Eine viel dünnere Riesen-Weltspitze ist das Ergebnis.
Darum wird in der kommenden Saison wieder umgerüstet, die Radien der Riesen-Ski werden auf 30 Meter reduziert. Auch das wird die Ski-Hersteller wieder viel Geld kosten. Die Leidtragenden sind vor allem jungen Rennfahrer. Insider gehen davon aus, dass auch in der Schweiz B-Kader Fahrer ihre Ski demnächst selber bezahlen müssen.
FIS-Alpinkomitee-Chef Bernhard Russi hat es in seiner Kolumne im vorletzten Sonntagsblick zum 50. Geburtstag des Weltcups auf den Punkt gebracht: «Ein Face-Lifting würde gut tun.»
In der FIS-Zentrale in Oberhofen muss jetzt ernsthaft die Frage gestellt werden, ob der 72-jährige Präsident Gian Franco Kasper der richtige Chirurg ist, um den Patienten Alpin-Weltcup auch für junge Leute wieder attraktiver zu gestalten.