Das Out von Michelle Gisin eine Woche vor dem ersten WM-Rennen ist unglaublich bitter. Erstens für sie selbst. Dann auch für ihre Familie, die schon bei Dominique und Marc oft leiden musste. Und schliesslich ist die Verletzung ein Nackenschlag für die ganze Skination Schweiz.
Schon jetzt muss man feststellen: Geschieht kein Wunder, wird die Frauen-Equipe in Are die Erfolge der letzten Grossanlässe nicht wiederholen können. Bei der Heim-WM 2017 in St. Moritz gab es vier Medaillen, bei Olympia 2018 in Pyeongchang waren es drei – plus Gold im Teamwettbewerb. Nun aber fällt nach Mélanie Meillard, die erneut am Kreuzband operieren werden musste, ein weiterer Schweizer Trumpf aus.
In Österreich wäre sowas kein Problem. Da schieden in diesem Winter mit Anna Veith, Stephanie Brunner und Cornelia Hütter gar drei Top-Shots für die WM aus. Die Folge? Andere springen in die Bresche. Die letzten vier Speed-Rennen gingen an Österreich – drei Fahrerinnen teilten sich die Erfolge auf. Von einer solchen Leistungsdichte können wir nur träumen.
Nun ruht die Schweizer WM-Last praktisch ganz auf den Schultern von Wendy Holdener, die im Slalom und in der Kombi zuschlagen kann. Ansonsten? Vielleicht noch Lara Gut im Super-G. Oder Corinne Suter in der Abfahrt. Sie müssten überraschen.
Das Spekulieren über Medaillen ist letztlich das eine. Der Mensch das andere. Gisin ist mit ihrer offenen, sympathischen Art äusserst beliebt. Umso mehr wünscht man ihr, dass sie bald wieder das tun kann, was sie über alles liebt: Ski zu fahren.