Der Alpin-Zirkus hat schon einige Genies erlebt, die aufgrund eines schlampigen Lebenswandels einige grosse Triumphe verschenkt haben. Bode Miller zählt zu den berüchtigten Beispielen in dieser Sparte.
Marcel Hirscher verkörpert dagegen die seltene Kombination von einem gottbegnadeten Talent und einem knallharten Arbeiter. Es ist bezeichnend für Hirschers Perfektionismus, dass er als einziger Rennfahrer gemeinsam mit seinem Vater mehrere Tage im Jahr in die Tests der Skistöcke investiert hat.
Das finale Ergebnis ist beeindruckend: Der Sohn eines Salzburgers und einer Holländerin hat in zwölf Saisons 67 Einzel- und acht Gesamtweltcupsiege eingefahren. Der Schwede Ingemar Stenmark hat in 15 Jahren 86 Einzelsiege gefeiert, aber «nur» drei Mal die grosse Kristallkugel gewonnen.
Ist Marcel Hirscher deshalb der grösste Rennfahrer der Alpin-Geschichte? Nein! Für diesen Titel fehlt dem Österreicher genau wie Stenmark ein Sieg in der Königsdisziplin Abfahrt. Im Gegensatz zu Pirmin Zurbriggen, der in allen Disziplinen mindestens zweimal gewonnen hat, ehe er seine Karriere nach vier Gesamtweltcupsiegen bereits mit 27 beendete.
Hirscher hat neben einem Abfahrtssieg auch noch etwas anderes vermissen lassen: den Unterhaltungswert neben der Piste. Während ein Hermann Maier oder Alberto Tomba viele Pressekonferenzen in einen Komödiantenstadl verwandelt haben, geizte Hirscher mit «Schmäh». Und deshalb hat er zwar viele Rennen, aber weniger Herzen gewonnen.