Gemessen an ihrem Potenzial fuhr Lara Gut-Behrami (28) im letzten Winter schwach. Die WM missriet gar komplett. Swiss-Ski-Geschäftsführer Markus Wolf sagte darum: «Wir werden nach der Saison alles kritisch hinterfragen.» Dazu gehörte auch die Zusammensetzung und Finanzierung ihres Privatteams. Nun ist klar: Gut-Behramis Vater Pauli wird trotz kritischer Stimmen weiterhin vom Verband auf Mandatsbasis bezahlt. Ansonsten bleibt allerdings kaum ein Stein auf dem anderen. BLICK nennt die vier wichtigsten Änderungen.
1. Neuer Kondi-Schleifer. Sein Name klingt wunderbar: José Luis Alejo Hervas. Aber: Der Spanier ist ein harter Hund. «Sehr geradlinig und klar in der Ansage», wie Tschuor es formuliert. Der tätowierte, Bart tragende Kondi-Coach war früher beim spanischen Ski-Verband und in den letzten drei Jahren für die norwegischen Frauen zuständig. Lara schlug ihn dem Verband vor. Tschuor: «Sie wollte einen neuen Input bei der physischen Vorbereitung. Der Zufall will es, dass ich Alejo seit einigen Jahren kenne. Ein guter Typ, ein absoluter Gewinn.» Swiss Ski bezahlt Hervas aus der eigenen Tasche. Das war bei Hervas Vorgänger Patrick Flaction nicht der Fall – diesen berappte Gut-Behrami selbst. «Hervas unterstützt im Winter auch die anderen Fahrerinnen der Speed-Gruppe», so Tschuor.
2. Keine eigene Medienbetreuerin. Während alle Swiss-Ski-Fahrerinnen von Medienmann Jérôme Krieg betreut wurden, hatte Gut-Behrami seit ihrem Kreuzbandriss 2017 eine persönliche Pressebetreuerin. Ihr Name: Giulia Candiago. Nun wechselt Laras Jugendfreundin als Medienkoordinatorin zur FIS und wird nicht ersetzt. «Lara wird wird ab sofort wie jede andere Fahrerin behandelt und hat keine Spezialansprüche», erklärt Tschuor.
3. Mehr Materialtests. Head-Rennchef Rainer Salzgeber traf im Juni einen wunden Punkt. Er kritisierte «seine» Fahrerin öffentlich. «Im letzten Sommer und Herbst nahm Lara alles zu locker und dachte: Wir kriegen das schon hin. Das ist der falsche Ansatz.» Die Quittung erhielt sie im Winter. Und jetzt? Gut-Behrami hat ihre Lektion offenbar gelernt. «Sie war häufig auf dem Schnee, hat viel am Material gearbeitet», so Tschuor. Konkret waren es Blöcke von sieben bis acht Tagen in Livigno, Stelvio und Zermatt. Salzgeber: «Ich habe nicht mehr mit Lara gesprochen, werde sie aber bald in Argentinien treffen. Dann erfahre ich mehr.»
4. Wallis statt Tessin. Nach dem Transfer von Ehemann Valon Behrami (34) zum FC Sion war für Lara klar: Ich ziehe mit ihm ins Wallis! Der Ex-Nati-Spieler bestätigte im Interview mit dem SonntagsBlick, dass er derzeit mit Lara eine Suite des Porte d’Octodure in Martigny teilt. Für Gut-Behrami hat der neue Wohnort den Vorteil, näher an den Gletschern von Saas Fee und Zermatt zu sein – zwei wichtige Trainingsgebiete im Sommer.
Lara krempelt also ihr Leben um. Dazu sagen will sie nichts. Sicher ist: Die Gesamtweltcupsiegerin von 2016 ist überzeugt, in der dritten Saison nach ihrem Kreuzbandriss den Turnaround zu schaffen. Tschuor: «Lara war in einer Baisse. Wir möchten sie unterstützen. Ich bin positiv, dass die getroffenen Massnahmen greifen werden.» Man spürt, er ist zufrieden mit Gut-Behrami. «Sie ist sehr fokussiert, motiviert und will zurück an die Spitze.»
Am 26. Oktober gibts mit dem Riesenslalom in Sölden den ersten Saison-Härtetest. Er wird zeigen, ob Laras Veränderungen Früchte tragen.
Lara Gut-Behrami erfindet sich neu. Wieder einmal. Ob das gut geht? Um es zu erfahren, müssen wir uns noch einige Monate gedulden. Klar ist: Im kommenden Winter muss sie liefern! Denn irgendwann ist die Geduld von Ski-Fans, Sponsoren und Verband aufgebraucht. Erstere können ihr theoretisch egal sein, Gut-Behrami braucht keine Liebeserklärungen, um schnell zu fahren. Auf die Unterstützung ihrer Sponsoren und Swiss Ski ist sie jedoch angewiesen, schliesslich muss sie ihr Privat-Team finanziell über Wasser halten.
Noch hält man ihr die Stange. Swiss Ski übernimmt gar die Kosten eines eigenen, neuen Konditionstrainers. Das war Laras Wunsch. «Wenn man gewinnen will, muss man individualisieren. So wie Shiffrin», sagt sie. Was sie vergisst: Auch innerhalb des Verbandes ist eine hohe Individualisierung möglich. Michelle Gisin und Wendy Holdener sind glänzende Beispiele dafür. Fünf Gold-, drei Silber- und eine Bronzemedaille holten sie zusammengerechnet bei den letzen drei Grossanlässen. Und Gut-Behrami? WM-Bronze 2017. Mehr war nicht.
Nun kann man einwenden: Gut-Behrami gewann 2016 den Gesamtweltcup – notabene als letzte Schweizerin seit Vreni Schneider! Stimmt. Aber irgendwann zählen die Erfolge von früher nichts mehr – auch bei Gut-Behrami nicht. Es liegt nun einzig an ihr, ihr riesiges Potenzial endlich auszuschöpfen. (Mathias Germann)
Lara Gut-Behrami erfindet sich neu. Wieder einmal. Ob das gut geht? Um es zu erfahren, müssen wir uns noch einige Monate gedulden. Klar ist: Im kommenden Winter muss sie liefern! Denn irgendwann ist die Geduld von Ski-Fans, Sponsoren und Verband aufgebraucht. Erstere können ihr theoretisch egal sein, Gut-Behrami braucht keine Liebeserklärungen, um schnell zu fahren. Auf die Unterstützung ihrer Sponsoren und Swiss Ski ist sie jedoch angewiesen, schliesslich muss sie ihr Privat-Team finanziell über Wasser halten.
Noch hält man ihr die Stange. Swiss Ski übernimmt gar die Kosten eines eigenen, neuen Konditionstrainers. Das war Laras Wunsch. «Wenn man gewinnen will, muss man individualisieren. So wie Shiffrin», sagt sie. Was sie vergisst: Auch innerhalb des Verbandes ist eine hohe Individualisierung möglich. Michelle Gisin und Wendy Holdener sind glänzende Beispiele dafür. Fünf Gold-, drei Silber- und eine Bronzemedaille holten sie zusammengerechnet bei den letzen drei Grossanlässen. Und Gut-Behrami? WM-Bronze 2017. Mehr war nicht.
Nun kann man einwenden: Gut-Behrami gewann 2016 den Gesamtweltcup – notabene als letzte Schweizerin seit Vreni Schneider! Stimmt. Aber irgendwann zählen die Erfolge von früher nichts mehr – auch bei Gut-Behrami nicht. Es liegt nun einzig an ihr, ihr riesiges Potenzial endlich auszuschöpfen. (Mathias Germann)