Mirjam Jäger: Christof, chönd mir uf Züridtüütsch zämä redä?
Christof Innerhofer: Versuchs mal. Wenn ich dich nicht verstehe, kannst du es mir ja mit den Händen erklären.
Mirjam: Dann reden wir besser in Schriftsprache. Ich habe kürzlich Bilder von dir als Unterwäsche-Model gesehen. Willst du nach deiner Karriere als Model durchstarten?
Christof: Ich möchte bis 35 Skirennen fahren, für eine Model-Karriere bin ich dann zu alt. Aber als ich im letzten Frühling vom italienischen Unterwäsche-Hersteller Intimissimi die Anfrage für ein Shooting erhielt, sagte ich spontan zu. Und damit ich auf diesen Fotos anständig aussehe, habe ich mich wie vor einem Skirennen darauf vorbereitet. Ich habe intensiv den Oberkörper trainiert und extrem auf die Ernährung geachtet. Gefallen dir die Bilder?
Mirjam: Ja, sehr hübsch. Ich denke, es gibt kaum eine Frau, der es nicht gefällt, wenn du dich ausziehst.
Christof: Das freut mich. Verrätst du mir, was ein Mann mitbringen muss, damit du richtig heiss wirst?
Mirjam: Das ist gar nicht so einfach, im Moment bin ich Single. Ich stehe auf grossgewachsene Männer, die einen gut trainierten Body haben, stylisch gekleidet sind und ein bisschen etwas im Hirn haben. Aber drehen wir den Spiess um: Wie sieht deine Traumfrau aus?
Christof: Du gefällst mir gut, aber meine Traumfrau heisst Martina, sie ist seit fast zwei Jahren meine Freundin. Eine intelligente Journalistin. Blond, mit einer tollen Figur. Die erste Frau, die mir immer wieder die Grenzen aufzeigt. Darum wird mir mit ihr nie langweilig. Im Gegensatz zu dir hat sie keine Tattoos.
Mirjam: Gefallen sie dir nicht?
Christof: Doch, zu dir passen sie, du bist ja noch jung. Ich finde es immer etwas peinlich, wenn ich eine Oma mit einem tätowierten Totenkopf sehe.
Mirjam: Weil ich ausschliesslich im Hier und Jetzt lebe, denke ich nicht daran, wie meine Tattoos wirken, wenn ich einmal alt bin. Zumal ich ja gar nicht weiss, ob ich überhaupt alt werde. Zudem lasse ich mir sowieso nur Sujets in meine Haut stechen, zu denen ich einen persönlichen Bezug habe.
Christof: Eines deiner Tattoos ist ein Kreuz. Bist du religiös?
Mirjam: Ich bin Protestantin und glaube an Gott. Du?
Christof: Ich bin Katholik und habe in meiner Jackentasche immer einen Rosenkranz. Er gibt mir viel Sicherheit, weil ich überzeugt bin, dass er Glück bringt. Und vor dem Start zu einem Rennen bekreuzige ich mich immer.
Mirjam: Stimmt es, dass du so gläubig warst, dass du eine besonders innige Beziehung zu deiner Religionslehrerin gehabt hast?
Christof: Das stimmt, aber das ist schon sehr lange her.
Mirjam: Hast du nie in der Bibel gelesen, dass man keinen Sex vor der Ehe haben sollte?
Christof: Ich habe leider Gottes viel zu spät lesen glernt. Aber jetzt mal ehrlich, liebe Mimi: Liegst du eigentlich lieber oben oder unten? Ich meine natürlich hier in der Sauna ...
Mirjam: Unten. Dort ist es ein bisschen weniger heiss. Richtig heiss soll es ja bei euch im alpinen Zirkus zu- und hergehen. Obwohl ihr Alpinen in den Medien immer viel seriöser rüberkommt als wir Freestyler, bezeichnet Maria Höfl-Riesch in ihrem Buch den Ski-Zirkus als Porno-Zirkus. Wie oft hast du schon etwas mit einer Rennfahrerin gehabt?
Christof: Sagen wir so: Ich habe mich auch schon mit Rennfahrerinnen verabredet. Aber seit dem letzten Date mit einem «Ski-Hasen» sind sicher schon fünf Jahre vergangen. Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass es sich negativ auf die sportliche Leistung auswirken kann, wenn man mit einer Rennfahrerin zusammen ist. Vor allem dann, wenn beide in einem Tief stecken. Dann zieht man sich nämlich gegenseitig noch mehr runter. In solchen Situationen ist auch die Stimmung zu Hause im «Ehebett» miserabel. Wie oft hast du schon Sex mit einem Kollegen gehabt?
Mirjam: Nicht so oft, wie du vielleicht denkst. Wir Freestyler sind in Wahrheit nicht so wild, wie es oft den Anschein macht. Das Niveau in unserem Sport ist mittlerweile so hoch, dass wir uns vor einem Wettkampf keine wilden Partys leisten können. Darum ist es schon länger her, seit ich das letzte Mal Sex vor einem Wettkampf hatte.
Christof: Ich hatte einmal kurz vor einem Rennen Sex. Obwohl die sportliche Leistung danach nicht schlecht war, bin ich seitdem komplett auf den Wettkampf fokussiert. Darum könnte man mir heute am Abend vor einem Rennen zehn scharfe Blondinen vor die Türe stellen, ich würde sie nicht anrühren. Anders ausgedrückt: Die Zimmermädchen und Rezeptionistinnen unserer Mannschafts-Hotels brauchen vor mir keine Angst zu haben. Aber sag mir etwas anderes: Wie hart trainiert eine professionelle Freeskierin?
Mirjam: Weil bei mir ein Lauf in der Halfpipe im Durchschnitt nur dreissig Sekunden dauert, muss ich wahrscheinlich weniger Kraft und Kondition trainieren als du. Darum gibt es in meinem Leben auch ab und zu eine Woche, in der ich nicht im Kraftraum bin. Dafür arbeite ich sehr intensiv im mentalen Bereich.
Christof: Weil eine Weltcup-Abfahrt mindestens zwei Minuten dauert, komme ich auch in den Ferien nicht darum herum, mindestens einmal in der Woche die Folterkammer zu besuchen. Aber lass uns noch über die Olympischen Spiele in Sotschi sprechen. Was rechnest du dir dort für Chancen aus?
Mirjam: Ich habe beim ersten FIS-Wettkampf in dieser Saison in Neuseeland den 3. Rang belegt. Mit Ausnahme von ein paar Kanadierinnen waren alle Spitzenfahrerinnen am Start. Das stimmt mich zuversichtlich. Was darf ich in Russland von dir erwarten?
Christof: Das hängt stark davon ab, ob ich bis dann meine Rückenprobleme in den Griff bekomme. Während der Saisonvorbereitung waren die Schmerzen oft so stark, dass ich nicht richtig trainieren konnte. Aber weil ich zum Glück einen genialen Physiotherapeuten gefunden habe, bin ich trotz allem einigermassen zuversichtlich.
Mirjam: Ich werde in Sotschi auf jeden Fall ins Alpin-Stadion kommen, wenn du am Start bist.
Christof: Super. Im Gegenzug komme ich zu deinem Wettkampf an die Halfpipe. Und wenn alles gut läuft, feiern wir danach mit einer Flasche Champagner in der Sauna.
Mirjam: Top-Idee, Ich freue mich!