Es ist das erste Skirennen seit Jahrzehnten, in dem Österreich der krasse Aussenseiter ist. ORF-Moderator Rainer Pariasek ist in Wien ziemlich weit entfernt von Ski-Bergen in einer Handballer-Familie aufgewachsen, während SRF-Kommentator Stefan Hofmänner im Bernbiet quasi mit den Ski an den Füssen auf die Welt gekommen ist. Und Deutschland schickt mit ZDF-Reporter Michael Pfeffer und Guido Heuber zwei Männer in diesen Alpin-Selbstversuch der Ski-TV-Experten, die ihm Gegensatz zu Pariasek bereits Wettkämpfe auf ziemlich hohen Niveau bestritten haben.
Trotzdem tritt der Ösi vor dem Start am Männlichen ordentlich «goschert» auf. «Ich habe extra den Rucksack mitgenommen, damit ich nach dem Rennen meinen Siegerpokal verstauen kann», posaunt der 53-jährige Pariasek. Weil Rainers norddeutscher Kollege Pfeffer noch fünf Jahre älter ist, darf dieser das Rennen eröffnen.
Pfeffer hat sich in den 80er-Jahren in einem Vergleich mit einem mittlerweile verstorbenen Abfahrtsolympiasieger richtig weh getan. «Ich war damals Mitglied der Deutschen Studenten-Nationalmannschaft. Und weil ich in den USA studiert habe, hat mit der DSV einen Platz bei einem Nordamerika-Cup-Rennen am Mount Hood gewährt, bei dem auch Bill Johnson startete. Ich bin dann aber ziemlich heftig gestürzt und habe mich dabei so schwer verletzt, dass ich mich ab diesem Zeitpunkt nur noch auf mein Studium konzentriert habe...»
Jetzt greift das in die Jahre gekommene «ZDF-Mainzelmännchen» aber noch einmal richtig an, attackiert jede Torstange und beendet seinen ersten Lauf in einer Zeit von 31,78 Sekunden. «Dieser Lauf geht ziemlich an die Substanz», schnauft Pfeffer.
Nun schiebt sich Pariasek mit ein paar halbherzigen Stockstössen vom Start weg. Es ist offensichtlich, dass dem feschen Rainer die Erfahrung in den Toren fehlt. Er steht zwar ordentlich auf dem Ski. Zu den Stangen lässt er aber einen gehörigen Respekt-Abstand und verliert deshalb über drei Sekunden auf Pfeffer. «Ich würde den Rückstand ja gerne auf eine falsche Abstimmung des Materials zurückführen. Aber daran hat es definitiv nicht gelegen. Der ehemalige Weltcup-Abfahrer Gusti Oehrli hat mich ja speziell für diesen Wettkampf mit pfeilschnellen Ski ausgerüstet.»
Stefan Hofmänner (51) vertraut auf echte Schweizer Carver aus dem Hause Stöckli. Und der Hüppi-Nachfolger beim SRF demonstriert in filigraner Manier, dass er nicht nur über Ski reden kann. Mit einer Laufzeit von 29,78 setzt sich der studierte Sportlehrer an die Spitze.
Am Start steht mit Eurosport-Mann Guido Heuber (47) aber jetzt noch der Jüngste und gleichzeitig talentierteste Kontrahent. Der Münchner gehörte in ganz jungen Jahren dem bayrischen Landeskader an, seine Parade-Disziplin war der Slalom. «Aber weil es mir dabei immer viel mehr ums Skifahren als ums Trainieren gegangen ist, bin ich dann relativ zeitig aus dem alpinen Kader hinausgeflogen und im Deutschen Buckelpisten-Team gelandet. Dort wurden auch die fetteren Partys gefeiert», sagt Heuber und schmunzelt.
Der Mann, der die Abfahrten auf Eurosport meistens mit Urs Lehmann kommentiert, klingt wie ein Whisky-Liebhaber. «Ich lag in den letzten Tagen mit einer Grippe flach und obwohl ich literweise Ingwer-Tee getrunken habe, bin ich immer noch nicht voll bei Kräften.»
Deshalb bleibt Hofmänners Bestzeit auch für Heuber unerreichbar. Der Rückstand hält sich aber mit 37 Hundertsteln in Grenzen. Und da der Berner vor dem finalen Durchgang über Rückenbeschwerden klagt, scheint der Sieg für Heuber in Reichweite.
Und tatsächlich – der Eurosport-Bayer fährt im zweiten Anlauf fast drei Zehntel schneller. Doch weil sich Hofmänner sogar um rund fünf Zehntel steigern kann, geht der Tagessieg an den Lokal-Matadoren. Und wer wird Dritter? Auch Pariasek wartet bei seiner letzten Fahrt mit einer Steigerung auf, in der Endabrechnung liegt er trotzdem über sechs Sekunden hinter Michael Pfeffer.
Beim Après-Ski-Bier in der «Pickel-Bar» wartet der Frauenschwarm mit einer besonderen Kampfansage an: «Der ORF wird im nächsten Jahr bei diesem Rennen der Ski-Kommentatoren an meiner Stelle mit Hans Knauss an den Start gehen.» Der Konter von Sieger Hofmänner: «In dem Fall wird das SRF unseren Experten Marc Berthod ins Rennen schicken...»