Auf den ersten Blick haben Janka und Janutin wenig gemeinsam. Im Gegensatz zum introvertierten Iceman fühlt sich Fadri im Scheinwerferlicht pudelwohl. Der 22-Jährige, der bis zum Einrücken in die RS mit einer Rasta-Frisur auffiel, ist äusserst redselig und posiert wie ein Model. Sportlich hat der in Landquart aufgewachsene Youngster aber dieselbe Prägung erhalten wie Altmeister Janka – seit dem zwölften Lebensjahr gehört Janutin zu den «Wisalis», der Renngruppe vom Skiklub Obersaxen.
«Fadri bringt genauso viel Talent mit wie Carlo», sagte «Wisali»-Vater Pius Berni bereits vor drei Jahren. Nach der Slalom-Silbermedaille bei der Junioren-WM und zwei Siegen im Europacup hat der Bündner sein enormes Potenzial am Sonntag erstmals auf der ganz grossen Skibühne abgerufen. Bei seiner Weltcup-Premiere in Garmisch-Partenkirchen sicherte er sich mit dem 17. Rang 14 Zähler.
Das Jugend-Idol ist jetzt Janutins Schleifer
Janutins steiler Aufstieg ist stark mit dem Namen Marc Gini (37) verknüpft. Janutin war als Kind im Fanklub des Slalom-Spezialisten, der 2007 auf der Reiteralm seinen einzigen Weltcupsieg bejubelte. Jetzt ist Gini der Konditions-Coach von Fadri. Im Sommer absolvieren die beiden in einer Waldlichtung oberhalb von Tamins sogenannte Rocky-Trainings.
Gini bindet dabei ein 40 Kilo schweres Paket auf einen Davoser-Schlitten, der von Janutin im Eiltempo über einen steilen Schotterweg gezogen wird. «Ich finde es geil, wenn ich richtig hart beissen muss», erzählt Janutin.
Wie man sich im Leben richtig durchbeisst, hat Fadri auch in seiner Ausbildung zum Dachdecker gelernt. «Weil ich die Stifti in Ilanz gemacht habe, musste ich über längere Zeit in meinem Wohnort Landquart morgens um 5 Uhr auf den Zug, damit ich um 7 Uhr auf der Baustelle war. Ich bin deshalb oft am Abend völlig kaputt ins Bett gefallen und habe mir immer wieder ernsthaft die Frage gestellt, warum ich mir das alles antue. Aber heute weiss ich, dass das für mich die beste Lebensschule war.»