Dank Socken-Trick
Trotz Handicap fährt Lindsey Vonn zu ihrem grössten Sieg

Vonn vor Gut. Schon bei ihrer zweiten Abfahrt nach dem Comeback gewinnt Lindsey (32) in Garmisch. Dieser 77. ist ihr grösster Weltcup-Sieg.
Publiziert: 22.01.2017 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:55 Uhr
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Lindsey Vonn schreit vor Freude und Erleichterung.
Foto: AP Photo
Carl Schönenberger

Da liegt sie im Schnee des Zielauslaufs der Kandahar-Piste. 1:43,41 – diese Zeit hat sie zuvor auf der Anzeigetafel grün aufleuchten sehen. 15 Hundertstel schneller als Lara Gut. Lindsey brüllt ihre ganze Erleichterung in die kalte Garmischer Luft. Ihr Befreiungsschrei ist so laut, dass auch die nahe Zugspitze erschrickt. In der zweiten Abfahrt nach dem Comeback und nur drei Trainingsfahrten meldet sie sich als Speed-Chefin der Frauen wieder zurück.

Als ihr Tina Weirather und Co. danach zum Gratulieren um den Hals fallen, kullern bei Lindsey die Tränen. Freudentränen – auch als sie später Alan Kildow in seinem roten Anorak in der Leaderbox an die Brust nimmt. Der Anwalt, ihr Vater, mit dem sie jahrelang zerstritten war und zu dem Lindsey den Kontakt bis vor drei Jahren komplett abgebrochen hatte, war extra nach Garmisch gereist. Gemeinsam feiern sie wohl Lindseys grössten Sieg.

Zuvor hat Lara auf der vereisten und mit vielen Schlägen durchsetzen Abfahrtsstrecke die Latte hoch gelegt. Wo andere respektvoll aus der Hocke gegangen sind, brettert die 25-jährige Tessinerin in aerodynamischer Position sackstark durch.

«Mit Ausnahme eines kleinen Fehlers ist mir eine super Fahrt gelungen», sagt sie, nachdem sie nach drei vierten Plätzen erstmals in Garmisch auf dem Podest steht. Und dann zollt Lara auch Lindsey Respekt: «Ihr Sieg ist eigentlich logisch. Wenn man Skifahren kann, hat man das nicht so schnell verlernt. Sie kennt ihren Körper, weiss, was sie braucht. Wenn sie also zurückkommt, ist sie wieder dabei.»

Dass Lindsey auf dem Weg zurück jedes Detail beachtet, hat die Lady aus Vail schon nach dem Donnerstag-Training verraten. Den Trick mit einer heizbaren Socke. Sie brauche diese aber nicht etwa, weil sie kalte Füsse vor ihren Gegnerinnen habe. «Ich wärme damit meine rechte Hand. So kommt das Gefühl schneller zurück, das mir nach der Verletzung immer noch etwas fehlt. Denn neben den Knochen waren in meinem Arm ja auch wichtige Nervenbahnen verletzt.» Von diesem Handicap bei den Stockstössen am Start, ist in Garmisch kaum noch was zu sehen.

Auch Fabienne Suter schüttelt das Handicap ihrer Verletzungspause zwei Wochen vor Beginn der Heim-WM in St. Moritz gestern in Garmisch ab. Die Schwyzerin wird Siebte – exakt die Platzierung, die Swiss Ski für einen WM-Start fordert. «Ich bin erleichtert», sagt sie. «Wenn ich das hier nicht gepackt hätte, wäre der Druck bei den letzten Rennen vor der WM in Cortina extrem hoch geworden.»

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