Egal, wie das Wetter ist: Auf der Kandahar-Strecke von Garmisch-Partenkirchen (De) ist es im Januar nirgends sonnig. Sie schafft es schlicht nicht über den Berg. Corinne Suter ist das egal. Spricht man mit ihr, merkt man rasch: Sie hat die Sonne im Herzen. «Ich bin so locker wie nie zuvor», sagt die 24-Jährige. «Früher steigerte ich mich oft in etwas hinein, wenn es nicht lief. Jetzt fange ich mich früh auf. Das tut mir gut.»
Wer nun meint, dass Suters innere Ruhe einzig von ihren guten Abfahrtstrainings rührt (Plätze 1 und 2), täuscht sich. Schon im Sommer wurde die Schwyzerin, die früher mit Druck-Situationen Mühe hatte, gelassener. Dabei half auch ihr starker Glaube an Gott: «Ich bin gerne auch mal ein paar Minuten für mich alleine. Oder in der Kirche. So bin ich aufgewachsen, das tut mir gut.»
Suter betet oft. Meistens am Abend, bevor sie sich hinlegt. Dann lässt die zweifache Junioren-Weltmeisterin auch den Tag gerne Revue passieren. Und findet Zuversicht für die Herausforderungen, die sich ihr stellen. «Es hilft mir, zu wissen, dass jemand da ist.»
«Skifahrerin zu sein, ist ein Privileg»
Ein einschneidendes Erlebnis verstärkte Suters Glaube noch einmal. Im Juni 2018, beim Trainingslager am Stilfser Joch (It), erlitt sie eine schwere Blutvergiftung. Ihr rechter Zeh war aufgrund vieler Schläge innerhalb des Skischuhs verletzt. Eine ambulante Behandlung verschlimmerte die Situation, die Amputation des ganzen Fusses drohte. Ein Schock.
Doch der Fuss konnte gerettet werden. «Diese Episode hatte einen grossen Einfluss auf mich. Skifahrerin zu sein, ist ein Privileg. Aber oft schätzt man jene die Dinge, die man liebt, zu wenig. Erst wenn sie fast verloren gehen, wird einem das bewusst. Bei mir war das der Fall.»