Didier Défago wuchs in Morgins im Unterwallis auf. Und doch waren ihm die USA schon als Knopf besonders nahe – dank dem Videorecorder. «Ich habe als Kind viele amerikanische Filme angeschaut, Eddie Murphy hat mich in seiner Rolle als Beverly Hills Cop besonders fasziniert. Ich habe mich damals gefragt, ob es dort drüben in Realität so aussieht wie im Film, deshalb habe ich schon früh von einer USA-Reise geträumt.»
Dieser Traum ging 1998 in Erfüllung, als Déf zum Weltcup-Riesen nach Park City reisen durfte. «Nach der Landung in Salt Lake City habe ich mich wirklich wie im Film gefühlt. Das Ambiente in den Restaurants, die Skylines, die Weiten der Landschaft – alles war genau so, wie ich es mir aufgrund der unzähligen Stunden in meinem Walliser Heimkino vorgestellt habe.»
Défagos Faszination für den «American Way of Life» geht so weit, dass er hier auf eine Musikrichtung total abfährt, die ihm daheim im Wallis Ohrenschmerzen bereitet. «Wenn ich zu Hause bin, kann ich mit Country-Musik nichts anfangen, aber wenn ich mit dem Auto auf einem US-Highway bin, höre ich nichts lieber als Country im Radio. Dieser Sound passt ganz einfach nur hierhin.»
Nicht viele Freudentänze hat der 37-Jährige in dieser Weltcup-Saison zelebriert. Der siebte Super-G-Rang bei der WM-Hauptprobe in Beaver Creek war sein bestes Resultat. Weil der zweifache Familienvater in der Abfahrt zwei zehnte Plätze aus Gröden und Wengen vorweisen kann, wird er im zweiten Training gegen Patrick Küng und Silvan Zurbriggen in der Quali um die beiden letzten Schweizer Startplätze kämpfen.
Während andere Athleten die Befürchtung hegen, dass eine Quali vor dem Rennen zu viel Kraft kostet, quittiert Défago solche Bedenken mit einem süffisanten Lächeln: «Bei den Olympischen Spielen in Vancouver musste ich sogar zwei Quali-Läufe bestreiten und bin trotzdem Olympiasieger geworden.» Falls die interne Abfahrtsquali allerdings wegen der Super-G-Verschiebung entfallen sollte, ist das Déf auch egal.
Défago entdeckt noch eine weitere Parallele zu seinem goldigsten Moment in seiner Karriere: «In Vancouver hat kein einziger Experte auf einen Sieg von mir getippt, jetzt glaubt auch keiner an mich. Aber ich selber rechne ganz fest mit mir ...»
Zumal der Mann mit fünf Einzelweltcupsiegen gleich drei Maskottchen in Beaver Creek hat: Didiers Ehefrau Sabine ist mit den Kindern Alexane (7) und Timeo (5) für Papas letzten WM-Auftritt über den grossen Teich geflogen.