Eiger, Mönch und Jungfrau müssen sich nicht mehr schämen. Das monatelange Hickhack zwischen den Lauberhorn-Organisatoren und Swiss-Ski ist zu Ende. Die Klage vor dem Sportschiedsgericht in Lausanne wird zurückgezogen und der Weltcup-Klassiker hat wieder seinen Platz im FIS-Kalender. Das ist auch ein Verdienst von Sportministerin Viola Amherd, welche die zerstrittenen Parteien an einen Tisch brachte.
Dennoch: Zum Jubeln ist es zu früh. Erst wenn der Weltcup-Klassiker wieder auf gesunden finanziellen Beinen steht, ist das Ziel erreicht. Wie das gelingen soll? Sicher ist: Der Kanton Bern wird dem Lauberhorn-OK, das ein jährliches strukturelles Defizit von geschätzten 300 000 Franken aufweist, eine finanzielle Stütze bieten. Vor allem aber soll die Vermarktung der Rennen verbessert werden.
«Sind im Austausch»
Wie das geschehen soll, ist noch nicht klar. Die vom Swiss-Ski-Präsidenten erwähnte «Vision 2023», in die auch alle anderen Schweizer Weltcup-Veranstalter involviert sind, ist in Entstehung. Im Falle des Lauberhorns steht aber etwas praktisch bereits fest: Es wird am Hundschopf einen Werbebogen geben. Diese Idee steht seit Jahren symbolisch für das Spannungsfeld zwischen Tradition und Kommerz. Einst sagte OK-Präsident Urs Näpflin, dass dieser nicht in Frage komme. Heute meint er: «Wir müssen bei der Vermarktung flexibel sein.» Er gibt damit den mythischen Ort zwischen Netz und Felsen frei. Und Swiss-Ski nimmt sich ab sofort des Projekts an.
Experten gehen davon aus, dass der künftige Werbebogen im Optimalfall bis zu einer halben Million Franken (!) einbringt. Noch steht wegen der Corona-Krise und dem Einbruch der Marketing-Budgets ein Fragezeichen dahinter. Aber: Auch 300 000 Franken wären ein sehr grosser Batzen. «Wir sind im Austausch mit unseren Partnern, aber auch offen für neue Kunden», sagt Diego Züger. Der ehemalige Skirennfahrer ist heute Co-Direktor Marketing bei Swiss-Ski. Er will nicht vorgreifen, schliesslich müssen erst Fragen bezüglich Sicherheit und der Verankerung des Werbebanners geklärt werden – erst dann wird klar, wo genau er künftig stehen wird. Dennoch freut sich Züger. Und er ergänzt: «Wir haben weitere Ideen für andere Schweizer Weltcup- Veranstalter wie Adelboden.»
Auch ein Torbogen am Chuenisbärgli?
Am Chuenisbärgli, das nur 30 Kilometer Luftlinie von Wengen entfernt liegt, begrüsst man die neuen Impulse. «Wir wünschen uns ebenfalls, dass die roten Zahlen der Vergangenheit angehören», sagt Geschäftsführer Christian Haueter. Zwar sei 2020 wegen des guten Wetters und des grossen Publikums gut gewesen («die genauen Zahlen haben wir im Juli»), doch das sei nicht immer so gewesen.
«Von 2016 bis 2019 hatten wir stets ein Defizit im sechsstelligen Bereich.» Das müsse sich ändern, so Haueter. Da fragt man sich unweigerlich: Würde auch er einen Torbogen akzeptieren – beispielsweise bei der Steilhang-Einfahrt? «Noch haben wir es nicht diskutiert. Aber unter dem Aspekt der Professionalität und Vermarktung muss man auch das in Betracht ziehen», so Haueter.