Seine Sternstunde kommt am 7. Februar 2015. Die WM-Abfahrt in Beaver Creek. Auf einer herausfordernden Piste. Hier gewinnt ein kompletter Fahrer.
Es ist die Stunde von Patrick Küng. Von einem Mann, der lange Jahre für den Durchbruch gekämpft hat. Und jetzt die späte Krönung geniesst.
2006 sitzt er im Rollstuhl. Ein Schien- und Wadenbeinbruch im einen Bein. Ein Fussbruch im anderen Bein. Nichts geht mehr. Und Küng will den Bettel hinschmeissen.
2010 bei den Olympischen Spielen in Vancouver schaut er zu tief ins Glas. Und wird von Verbandsboss Urs Lehmann gemassregelt. «Küng säuft ab», lautet die Schlagzeile.
Küng ist der Unvollendete. Ein ewiges Talent. Einer, der lange Zeit keine grossen Spuren hinterlässt. Für ihn scheint eine Durchschnittskarriere ohne Happy End im Drehbuch zu stehen.
Aber dann dreht der ruhige und sensible Glarner auf. Er gewinnt mit 30 die Lauberhorn-Abfahrt und wird ein Jahr später Weltmeister. Nachdem Küng in Beaver Creek die Ehre der Skination Schweiz rettet, sagt ihm Bruno Kernen: «Wenn es mal nicht mehr läuft, dann denk daran, dass du ein Leben lang Weltmeister bist.»
Jetzt schmeisst Küng hin. Er ist kein Zufallsweltmeister. Weil er auch am Lauberhorn gewonnen hat, und weil er bei der Heim-WM in St. Moritz um Haaresbreite an einer weiteren WM-Medaille vorbeigeschrammt ist.
Mit Patrick Küng verliert der Schweizer Skisport einen hochanständigen Athleten. Seine grösste Genugtuung ist, dass er nicht mit dem Prädikat Zufallsweltmeister abtreten muss. Dieses Etikett klebt immer noch an Verbandsboss Lehmann.
Am Mann, der Küng bei Olympia 2010 verbal in den Senkel gestellt hat.