Die Blick-Leser wünschen sich Didier Cuche als Nachfolger von Bernhard Russi, der nach der WM als Co-Kommentator beim Fernsehen zurücktritt. Was sagen Sie dazu?Erstmals sage ich Danke. Danke für das Vertrauen. Offenbar hat man mich noch nicht vergessen und offenbar geniesse ich immer noch gewisse Sympathien. Das freut mich.
Sind Sie interessiert an diesem Job?
Er würde mich reizen, ja. Aber Gespräche hat es noch keine gegeben. Ich habe jetzt bei Eurosport ein Jahr Erfahrungen gesammelt. Es macht mir Spass. Der Skisport war und ist meine Leidenschaft und hat mein Leben geprägt. Ich schaue jedes Rennen. Auch jedes Frauenrennen.
Könnten Sie als Familienvater und Geschäftsmann den ganzen Winter unterwegs sein?
Beim Familienleben gibt es Flexibilität. Aber eben: Man müsste das in aller Ruhe besprechen. Ich habe diverse Mandate und bin jetzt auch bei der Weltmeisterschaft als Botschafter unterwegs.
Wie viele Medaillen erwarten Sie in St. Moritz?
Lara Gut, Wendy Holdener und Beat Feuz sollten eine Medaille holen. Dann hätte man ein Minimalziel mal erreicht. Wenn Lara einen Lauf hat, kann es bei ihr drei oder vier Medaillen geben. Wir haben auch andere Trümpfe. Selbst Justin Murisier und Loic Meillard können explodieren. Aber man darf die Erwartungen nicht zu hoch schrauben.
Warum nicht?
Weil der Skisport immer komplexer und internationaler wird. Von daher muss man auch aufhören mit den ewigen Vergleichen. Die goldenen Tage von Sapporo oder Crans Montana. Das kann ich nicht mehr hören. Und diese Vergleiche sind für die heutige Generation auch eine Hypothek.
Aber man hat doch das Gefühl, dass einer wie Marcel Hirscher noch konsequenter und professioneller trainiert als die Schweizer.
Solche Vergleiche hinken. Geben Sie Hirscher mal die Knie von Beat Feuz? Dann schaut es ganz anders aus. Man kann das Hirscher-Pensum nur machen, wenn man absolut keine gesundheitlichen Probleme hat. Auch die Schweizer trainieren konsequent. Das ganze Jahr. Und dies für 45 Minuten. Länger ist man in einer Saison rennmässig ja nicht unterwegs.
In Kitzbühel und Garmisch gab es schlimme Stürze. Sind Sie froh, nicht mehr dabei zu sein?
Garmisch war ganz schlimm. Das hätte ich als Vertreter der Athletenkommission nicht geduldet. Dieser Sprung war falsch gebaut und nicht fair. Ein gewisses Spektakel gehört dazu. Aber das war des Guten zu viel. Valentin Giraud Moine fuhr in Kitzbühel aufs Podest. Jetzt bin ich nicht mal sicher, ob er je wieder Ski fahren kann.
Zurück zur WM: Wie wichtig ist dieser Anlass für die Schweiz?
Enorm wichtig. Wir dürfen die Jugend nicht verlieren. Der Skisport ist teuer, extrem hart, extrem aufwändig. Aber er ist für das Tourismusland Schweiz von grosser Bedeutung. Wir brauchen Vorbilder und Zugpferde. Und was die Finanzen betrifft: Es gibt ja ganz viele Initiativen und Institutionen, die junge Skifahrer unterstützen.