BLICK besucht die grösste Weltcup-Sensation
Foser fuhr mit der Nummer 66 zum Sieg!

1993 war Markus Foser in Gröden Hauptdarsteller im längsten Abfahrts-Krimi. Jetzt führt der Liechtensteiner ein Leben mit einer Ex-Miss, zwei Kindern und Hunden.
Publiziert: 14.12.2017 um 21:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:45 Uhr
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Das Podest 1966 in Gröden: Markus Foser (Mitte) gewinnt mit Nr. 66 vor Werner Franz (l.) und Marc Girardelli.
Foto: Foto: Keystone
Marcel W. Perren (Text) und Eddy Risch (Fotos)

In einem bescheidenen aber heimeligen Einfamilienhaus in Balzers BL lebt einer der grössten Sensations-Männer der Weltcup-Geschichte. In Markus Fosers Stube sticht ein Bild vom 17. Dezember 1993 ins Auge. An diesem denkwürdigen Tag donnerte der Liechtensteiner mit der Starnummer 66 über die Grödener Saslong.

Bis heute hat niemand ein Weltcuprennen mit einer so hohen Startnummer wie Markus Foser gewonnen.
Foto: Eddy Risch

Der mittlerweile 49-jährige Foser wirft einen verträumten Blick auf dieses Foto und beginnt, die ganze Geschichte zu erzählen. «Wir Liechtensteiner waren in Gröden immer im selben Hotel wie Marc Girardelli. Marc hat sich ein paar Stunden vor dem Rennen jeweils mit einem Apfelstrudel mit Vanille-Sauce gestärkt und ich habe zu ihm gesagt: «Heute wirst du besonders viel Nervennahrung benötigen, denn diesmal wird das Rennen erst ab der Nummer 30 richtig lanciert.»

Girardelli blieben die Worte im Hals stecken

Genau so kommt es auch: Der für Luxemburg startende Vorarlberger Girardelli stellt mit der Startnummer 30 die Bestzeit auf und gibt kurz darauf schon die ersten Sieger-Interviews. Aber dann bleiben dem heutigen SRF-Ski-Experten die Worte im Hals stecken weil der Österreicher Werner Franz mit Starnummer 52 um 12 Hundertstel schneller ist. In diesem Moment wird Foser, der von der Schweizer Abfahrts-Olympiasiegerin Marie-Theres Nadig trainiert wird, im Startgelände bewusst, dass er dieses Rennen gewinnen kann. Warum? «Eine Woche zuvor habe ich im Europacup ein Rennen vor Franz gewonnen.»

Und tatsächlich ist Foser auch im Weltcup schneller als der Onkel von Max Franz. Doch das realisiert er anfänglich gar nicht: «Ich habe unmittelbar nach meiner Zielankunft die Zeit falsch gedeutet.» Anstatt der Zeit 1:08,90 liest Foser 1:09,90. «Mit dieser Zeit hätte ich den neunten Rang belegt, womit ich auch sehr zufrieden gewesen wäre. Aber dann ist plötzlich Werner Franz auf mich zugekommen und hat mir gratuliert. Erst dann ist mir bewusst geworden, dass ich gewonnen habe.»

«Foser war mir immer besonders sympathisch»

Mit Foser freut sich auch Marc Girardelli: «Wenn ich schon nicht gewinnen konnte, war mir ein Liechtensteiner-Sieger sehr viel lieber als ein Triumphator aus Österreich. Zudem war mir Foser immer besonders sympathisch, weil er es mit relativ geringem Trainingsaufwand erstaunlich weit gebracht hat.»

Zwölf Monate nach seinem Exploit hat Foser mit einem vierten Rang in Gröden bewiesen, dass sein Sieg kein Zufall war.

BLICK zu Besuch im Hause Foser: Tochter Haylie, Ehefrau Carmen, Papa Markus und Sohn Ryan mit den Hunden (v.l.).
Foto: Eddy Risch

Seit seinem verletzungsbedingten Rücktritt 1997 verdient er sein Geld als Versicherungs-Agent und Bereitschafts-Polizist. Foser ist mit der Ex-Miss Liechtenstein Carmen verheiratet, die sich neben der Erziehung von Tochter Haylie und Sohn Ryan seit Jahren stark für rumänische Strassenhunde engagiert. Und auf eine Tatsache ist man im Hause Foser besonders stolz: Bis heute hat niemand ein Weltcuprennen mit einer so hohen Startnummer wie Papa Markus gewonnen.

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Das meint BLICK: Ski-Sensationen sind heute noch möglich!

Ein Gast-Kommentar von Maite Nadig

Marie-Theres Nadig.
Foto: TOTO MARTI

Maite Nadig war Trainerin, als Markus Foser in Gröden mit der Startnummer 66 zum Sieg bretterte. Auch heute, 24 Jahre später, wäre dies kein Ding der Unmöglichkeit, meint die Schweizer Ski-Legende.

Als Trainerin von Markus Foser erinnere ich mich noch gut an die Sensation. Auch wenn ich in der Folge noch andere Erfolge als Trainerin der Schweizerinnen feiern konnte. Aber das war sicher die grösste Überraschung, auch wenn Markus Foser damals einen klaren Vorteil hatte.

Einerseits, weil wir zuvor schon im Europacup zwei Rennen in Gröden bestritten hatten. Wir absolvierten da auch schon zwei Trainings, während die Weltcup-Fahrer dann wegen des Wetters nur ein Training hatten. So kannten meine Fahrer die Piste viel besser.

Andererseits hatten die Organisatoren das Timing noch nicht richtig drauf. Je länger das Rennen dauerte, desto mehr kam die Sonne über die Hügel. Die hinteren Fahrer hatten perfekte Sicht. Natürlich wussten wir um diesen Vorteil schon vor dem Start und haben es den Fahrern entsprechend eingebläut.

Aber man muss es dann immer noch machen. Markus hat eine Super-Fahrt gezeigt und die Chance genutzt.

Ob es heute noch eine solche Sensation geben kann, ist schwierig zu sagen. Das Timing ist besser abgestimmt, sodass der Sonnen-Vorteil der hohen Nummern etwas wegfällt. Deshalb ist es wohl etwas schwieriger. Aber wenn einer das Wetter-Glück auf seiner Seite hat und eine gute Fahrt zeigt, ist es immer möglich. Man muss es dann einfach ausnutzen.

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