Ich treffe mich mit Niels Hintermann an der Bar vom noblen Kempinski-Hotel. Ich habe mich mit dem Sensations-Sieger von der Lauberhorn-Kombination bis jetzt noch nie länger unterhalten, Niels begrüsst mich aber mit ziemlich schmeichelhaften Worten: «Ciao Dani, ich war als Kind ein grosser Fan von dir.»
Im ersten Moment habe ich das Gefühl, dass er mir mit diesen Worten lediglich ein bisschen Honig ums Maul schmieren will, aber dann legt er überzeugend nach: «Du kannst gerne bei meinen Jugendfreunden nachfragen, zusammen mit Svindal und Janka warst du mein grosses Jugend-Idol. Auch deshalb, weil du mit deinem geilen Fahrstil immer ans Limit gegangen bist!»
Sorry, Niels – aber in Wahrheit war ich sehr oft zwanzig Prozent vom Limit entfernt. Aber in Kitzbühel reichen halt auch 80 Prozent Risiko für einen schweren Crash...
Aber ich entdecke während meinem ersten längeren Gespräch mit Niels einige Gemeinsamkeiten. Wir haben beide in Österreich eine Sportschule besucht. Ich war ab 14 in Stamms, er hat sein Elternhaus bereits mit zehn Jahren in Richtung Schruns Tschagguns verlassen.
Ähnlich sind auch unsere Start-Rituale. Für mich war der i-Pod mit guter Musik vor einem Wettkampf extrem wichtig.
Niels gesteht mir, dass er am Start die Musik gleich selber macht: «Ich singe immer Highway to Hell.»
Niels Hintermann erinnert mich aber noch aus einem anderen Grund ein bisschen an mich in ganz jungen Jahren: Auch er ist kein Trainingsweltmeister. Dieses Rennpferd braucht die Wettkampf-Stimmung um über sich hinaus wachsen zu können. In den nächsten Tagen muss Niels aber bereits in den Trainings Gas geben um sich in der internen Qualifikation einen Platz für die Abfahrt oder Kombination zu sichern.