Jetzt platzt auch Corinne Suter (25) der Kragen. «Das ist keine richtige Abfahrt. Ich verstehe es nicht, warum man hier ein solches Rennen macht.» Die Schwyzerin ist im SRF-Interview zwar nicht zornig, wählt aber deutliche Worte. Der Vorwurf ist der Gleiche wie jener von Ramona Siebenhofer (Ö) tags zuvor: Die Strecke «Marc Girardelli» am Rande des Pirin-Gebirges drehe zu viel und sei zu langsam. «Es geht von einer Ecke in die andere. Der Kurs ist extrem technisch. Klar, wir müssen es nehmen, wie es ist. Aber das war keine Werbung für uns», so Suter.
Mit Platz 9 ist Suter noch die beste Schweizerin. Schaut man in die Statistik, erkennt man man sofort: So schlecht waren die Schweizer Abfahrerinnen seit fast drei Jahren nicht mehr. Derweil rückt Mikaela Shiffrin (USA) Suter im Abfahrtsweltcup auf die Pelle. Die US-Überfliegerin wird Vierte und liegt nur noch 16 Punkte zurück. Heisst: Suter büsst in Bansko zwar wertvolle Zähler ein, kommt aber letztlich mit einem blauen Auge davon. Sie freut sich schon jetzt auf die nächsten, «normalen» Abfahrten. Lachend erklärt sie: «Ich bin froh, wenn ich diesen Ort am Sonntag wieder verlasse.»
Vor der Abreise noch ein Super-G
Ehe es so weit ist, steht noch der Super-G an. Da mischt Suter als Gesamt-Dritte auch noch um die Disziplinen-Kristallkugel mit – sie hat nur 26 Punkte Rückstand auf die Führende Viktoria Rebensburg (De). Suter muss sich jedoch wie ihre Teamkolleginnen mächtig steigern. Lara Gut-Behrami landet in der Abfahrt als Zweitbeste auf Platz 10. Das ist enttäuschend. Trotzdem: Die Tessinerin gewinnt der Strecke Positives ab. «Sie ist cool, anspruchsvoll. Und hat viele Traversen. Ich mag das.» Im Gegensatz zu Gut-Behrami schafft es Sensations-Frau Joana Hählen (Dritte am Freitag) diesmal nicht ins Ziel. Sie überpowert und stürzt.
Neben der Kritik an der Strecke gibt es in Bansko eine weitere Erkenntnis: Die Italienerinnen sind den Swiss-Ski-Girls entrückt. Einerseits im Rennen, wo sie die Top 3 stellen: Erste Curtoni, Zweite Bassino, Dritte Brignone. Anderseits im Nationen-Ranking, wo uns die Squadra Azzurra mit 2675:1952 nur noch als kleinen Fleck im Rückspiegel sieht. Die Schweizerinnen wissen, was zu tun ist.