King Küng steht in Mühlehorn am Ufer des Walensees und lässt Steine über das Wasser schiefern. Obwohl das Glarnerland an diesem Tag in Nebelschwaden gehüllt ist, lacht das Herz unseres neuen Ski-Helden. Der Sieger des
Super-G in Beaver Creek sagt: «Nach drei Wochen in Nordamerika ist mir jetzt wieder so richtig bewusst, wie wunderbar meine Heimat ist.»
Das Elternhaus von Patrick Küng steht in Obstalden (Glarus Nord). Sein eigentliches «Kinderzimmer» ist aber nur einen Schiefersteinwurf vom Walensee-Ufer entfernt. Gemeint ist die Garage im Mühlhorner Quartier Tiefenwinkel, wo Patricks Papa Georg die acht Lastwagen seines Transportunternehmens stationiert.
«Als Kind habe ich enorm viel Zeit hier in dieser Garage verbracht. Entweder habe ich in der Garage Putzarbeiten verrichtet, oder ich habe die Lastwagen umparkiert. Ich war neun oder zehn Jahre alt, als ich zum ersten Mal selber einen LKW von der Garage auf den Parkplatz pilotiert habe.»
Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, will er es auch Georg Küng erinnert sich: «Patrick war ein sehr pflegeleichtes Kind, das aber einen richtigen Dickschädel haben konnte. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, hat er gekämpft, bis er es bekommen hat.»
Vater Küng liefert ein Beispiel: «Patrick war 14, als er ein Natel haben wollte. Weil ich ihn für ein Handy zu jung hielt, stellte ich ihm eine Bedingung, von der ich überzeugt war, dass er sie nicht erfüllen konnte. Ich sagte zu ihm: «Wenn du bei der JO-SM den Slalom mit drei Sekunden Vorsprung gewinnst, kaufe ich dir ein Natel.» Und wie gings aus? Patrick wurde mit mehr als drei Sekunden Vorsprung JO-Schweizer-Meister!»
Beinahe hätte er die Karriere aufgeben müssen
Dann erzählt Georg Küng eine weniger lustige Geschichte: «Nachdem sich Patrick 2006 das Schienbein gebrochen hatte, war er kurz davor, seine Ski-Karriere zu beenden. Doch zum Glück hat ihn sein Dickschädel auch in dieser Situation vor dem Aufgeben bewahrt.»
Kurz nach diesem Schienbeinbruch hat Patrick die Lastwagenprüfung gemacht. Trotzdem wird er den väterlichen Betrieb nach seiner Ski-Karriere wohl nicht übernehmen: «Dazu müsste ich wie mein Papa den Service der Lastwagen selber machen können. Ich habe aber nicht Auto-, sondern Polymechaniker gelernt. So fehlt mir dazu das Rüstzeug.»