Frust, Wut, Enttäuschung: Die Kritik an den Rennen in Bansko war heftig. «Ich versteht nicht, warum man hier ein solches Rennen macht», sagte die Schwyzerin Corinne Suter nach der Abfahrt. Und Ramona Siebenhofer (Ö) meinte: «Die Charakteristik des Hanges eignet sich überhaupt nicht für ein solches Rennen.» Auch andere motzten über die langsamen, stark drehenden, schwierigen Kurse. Hatten sie recht?
Marc Girardelli, seines Zeichens Mehrheitsaktionär und Botschafter des bulgarischen Skigebiets, wehrt sich. «Einige Fahrerinnen sollten besser sich selbst hinterfragen. Denn es waren attraktive und faire Rennen auf einer sehr technischen Strecke», so der fünffache Gesamtweltcupsieger.
Girardelli geizt nicht mit Kritik. Für ihn ist klar, dass vielen ihre Limiten aufgezeigt wurden. «Man muss die Frauen mehr fordern», findet er. Es sei nicht verwunderlich, dass Technikerinnen wie Mikaela Shiffrin (zwei Siege) und die Squadra Azzurra rund um Bassino und Brignone die Rennen in Bansko dominiert hätten. «Die Spreu hat sich vom Weizen getrennt. Vor allem die Österreicherinnen waren völlig neben den Schuhen», sagt der Vorarlberger, der all seine Erfolge für Luxemburg einfuhr. In der Tat holte die Austria-Armada am Wochenende in drei Rennen keinen einzigen Top-5-Platz.
«Bansko ist das Kitzbühel der Frauen!»
Für Girardelli ist klar: Die Piste in Bansko, die nach ihm benannt ist, eignet sich auch für Speed-Rennen bestens. Es seien einfach andere Qualitäten als an anderen Orten gefragt. «Hier muss man den Kopf einschalten und etwas riskieren», sagt Lara Gut-Behrami. Die Tessinerin ist ganz auf Girardellis Linie und lobt auch die Pistenpräparierung. «Der Schnee war hart, schlicht perfekt», so die Dritte des Super-Gs vom Sonntag. Girardelli: «Stimmt. Ich habe für die Besichtigung meine Kanten extra geschliffen. Und hatte trotzdem noch Mühe, genügend Grip zu finden», so der 56-Jährige lachend. Für ihn ist klar: «Bansko ist das Kitzbühel der Frauen!»
2021 wird die Junioren-WM in Bansko ausgetragen. Geht es nach Girardelli, soll damit nicht Schluss sein. Er will auch den Weltcupfinal in das Skigebiet am Rande des Pirin-Nationalparks holen. «Und vielleicht mal eine Weltmeisterschaft. Wir prüfen derzeit eine Variante für eine weitere Piste, die im gleichen Zielraum enden soll», so Girardelli.