Es sind nicht wenige, die Roland Collombin bis heute als grössten Schweizer Abfahrer aller Zeiten ansehen. Acht Weltcupsiege hat der Walliser bis zu seinem schlimmen Sturz im Dezember 1975 in Val d’Isère realisiert. Danach musste der Mann, der heute eine Weinhandlung und eine Raclette-Stube betreibt, seine Rennfahrer-Laufbahn mit nur 25 Jahren beenden.
Mit 25 wäre aufgrund eines schweren Knieinfekts auch die Karriere von Beat Feuz beinahe zu Ende gegangen. In dieser Woche könnte der Emmentaler aber dem grossen Collombin den Rang ablaufen – zurzeit hat der Kugelblitz genau wie «La Colombe» acht Abfahrts-Weltcupsiege auf dem Konto.
Russi: «Roland war ein Hasardeur»
Gemäss BLICK-Experte Bernhard Russi haben Collombin und Feuz ausser dieser Statistik aber nichts gemeinsam: «Roland war auf der Piste ein schlechter Springer und ein Hasardeur, während Beat einer der besten Abfahrts-Techniker aller Zeiten ist. Feuz zaubert heute regelmässig geniale Radien in den Schnee. Collombin wusste, glaube ich, nicht einmal, was ein Radius ist. Er hat vor allem von seinem Instinkt gelebt.»
Einen Unterschied kann man zwischen diesen beiden auch beim Thema Val Gardena festmachen. Collombin hat hier im Dezember 1972 seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. Feuz war auf der Saslong-Abfahrt noch nie besser als Achter (2014/17). «Ich habe keine logische Erklärung dafür, warum ich bei dieser Abfahrt den Sprung aufs Podest noch nie geschafft habe», sagt Feuz. «Aber immerhin bin ich dem Ganzen hier im letzten Jahr schon ein bisschen näher gekommen. Und es ist mein Ziel, Collombin zu überholen.»