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Berthod über Adelboden 2008
«Ich habe meinen Sieg zu wenig ausgekostet»

Seit dem Doppelsieg 2008 von Marc Berthod (36) und Dani 
Albrecht (36) fuhr am «Chuenisbärgli» nie mehr ein Schweizer aufs Podest. Hier erinnern sie sich an den Triumph.
Publiziert: 11.01.2020 um 09:06 Uhr
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Marc Berthod erinnert sich noch gut an den Sieg am Chuenisbärgli im Jahr 2008.
Foto: Thomas Meier
Marcel W. Perren

BLICK: Wie gut könnt ihr euch an die erste Begegnung erinnern?
Marc Berthod: An die Jahreszahl kann ich mich zwar nicht genau erinnern, aber ich weiss, dass ich den Albrecht erstmals an der JO-Schweizermeisterschaft hier in Adelboden sah. Da musste ich feststellen, dass es in der Schweiz auch abseits von Graubünden sehr gute Skifahrer gibt: Während ich total im Kraut herumgegurkt bin, hat Dani den Riesen und den Slalom gewonnen.
Dani Albrecht: Ich habe schon ziemlich früh von einem Bündner namens Berthod gehört, der angeblich so stark sein soll. Als ich dich dann ein paar Mal geschlagen hatte, dachte ich mir: Den hast du im Griff. So kann man sich irren. 2008 hat mir dann ausgerechnet dieser Ber­thod den grossen Sieg am ­Chuenisbärgli vermasselt.
Berthod: Ja, damals ist mir im zweiten Lauf ein nahezu perfekter Lauf gelungen, nachdem ich bei Rennhälfte als Vierter noch hinter Dani und Didier Cuche platziert war.
Albrecht: Dein zweiter Lauf war tatsächlich genial. Vielleicht der beste Lauf, den ich je gesehen habe. Keiner konnte eine direktere Linie durchziehen als du.

Wie heftig war nach diesem ­geschichtsträchtigen Doppelsieg eure anschliessende Party?
Berthod: Ich muss mir rückblickend eingestehen, dass ich ­diesen Sieg viel zu wenig ausgekostet habe. Ich weiss noch, wie Didier Cuche an diesem Abend zu mir gekommen ist, um mir zu sagen, dass ich diesen Erfolg richtig geniessen solle, weil ein solcher Moment einmalig sei. Aber ich habe geglaubt, dass ich im nächsten Jahr hier wieder eine solche Fahrt aufs Chuenisbärgli knallen würde. Leider ist mir so etwas nicht mehr geglückt, und ich weiss jetzt, wie recht Didier damals hatte.

Ihr habt euch in dieser Zeit nicht nur das Podest, sondern auch das Zimmer geteilt. Stimmen die Gerüchte, dass es in der Wohngemeinschaft Albrecht-Berthod regelmässig wild zu- und hergegangen sei?
Albrecht:
Ich bin der Meinung, dass wir auf dem Zimmer viel zu wenig Scheisse gebaut haben, sonst hätten wir noch viel mehr gewonnen. Als Bört vor einem Rennen das Hotelzimmer auseinandergenommen hat, war ich nicht sein Zimmerpartner.
Berthod (schmunzelt): Diese Geschichte musste ja kommen. Es passierte zu Beginn meiner Weltcup-Karriere bei einem FIS-Rennen, ich lag damals mit Michael Weyermann (Bruder der Leichtathletin Anita, die Red.) auf dem Zimmer. Ich hatte in den Rennen zuvor das Pech, dass ich bei der Startnummern-Auslosung immer die Nummer 15 gezogen habe. Darum habe ich Weyermann angekündigt, dass ich das Bett zum Hotelzimmer hinauswerfen würde, falls Michael die 14 und ich erneut die 15 ziehen würde. Weil genau das passiert ist, musste ich meiner Ankündigung auch Folge leisten.

Welche Strafe hatte diese Aktion zur Folge?
Berthod: An das Strafmass kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich weiss, dass der damalige Nachwuchschef Didier Bonvin stinksauer war. Ganz im Gegensatz zu Männerchef-Trainer Karl Frehsner, der meinen Aussetzer ziemlich entspannt betrachtet hat.

Ein Jahr nach der Riesen-Gala in Adelboden ist Dani Albrecht in Kitzbühel schwer verunglückt. Wie lange litt der Zimmerkollege Berthod unter diesem Horror-Crash?
Berthod: Der Unfall von Dani hat mich im Unterbewusstsein sehr wahrscheinlich viel, viel länger belastet, als ich gedacht habe. Ich habe mich nach diesem Sturz von der Abfahrt distanziert und habe die Skimarke gewechselt, um noch einmal im Slalom ­richtig angreifen zu können. Ich kann mir Danis Sturz übrigens auch heute noch nicht an­schauen.
Albrecht: Du musst mal einen Vortrag von mir besuchen, bei dem ich über meinen Sturz referiere. Ich werde ja immer wieder gefragt, ob ich keine Mühe ­hätte, mir diesen Sturz anzuschauen. Aber weil ich mich ja nicht da­ran erinnern kann, fehlt mir die emotionale Bindung zu diesem Abflug. Und wenn ich mir die Bilder anschaue, muss ich sagen, dass der Sturz rein optisch richtig geil aussieht.

Der Riesenslalom der Männer in Adelboden: Live auf BLICK ab 10.30 Uhr. Der Entscheidung folgt um 13.30 Uhr.

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