Das Warten auf einen ersehnten Sieg kann Gift sein. Umso mehr, wenn es sich um den Abfahrts-Sieg am Hahnenkamm handelt. Es ist die grösste Herausforderung im alpinen Rennsport, die technisch anforderungsreichste Piste. Durch Zufall und nur mit Glück kann man hier nicht gewinnen. Du musst den Sack selbst zumachen.
Je grösser dein Palmarès ist, das du mitbringst, desto
grösser ist die Ungeduld und der Wille, den Sieg endlich
einzufahren. Genau diese Einstellung birgt aber auch die
Gefahr, dass man überpowert, in heiklen Schlüsselpassagen die Geduld verliert oder sich
ganz einfach verkrampft.
Ich habe in so einer Situation meine schmerzvollste Niederlage erlitten, eine perfekte
Ausgangslage übermotiviert in die Absperrzäune gesetzt und
demzufolge das grösste Abfahrtsrennen nie gewonnen.
Einer der besten Abfahrer aller Zeiten, Aksel Svindal, wollte vor drei Jahren, als er Topfavorit war, mit dem Kopf durch die Wand, unterschätzte die Hausbergkante. Aus der Traum, und zusätzlich verletzt. Unser Abfahrtsdiamant Beat Feuz ist nun ebenfalls in dieser verflixten Situation. Er weiss selber, zu was er fähig ist, dass ihm abfahrtstechnisch nicht viele Fahrer das Wasser reichen können. Er hat bei den letzten Austragungen gezeigt, wie schnell er auf dieser Piste sein kann.
Aber er musste eben auch erfahren, dass gerade im Schlussteil, mit dem Ziel vor Augen, die physikalischen Gesetzte nicht missachtet werden dürfen. Seither weiss Beat, wo die Grenzen sind. Wenn er nicht mit dem Kopf durch die Wand will, nicht wie ein Vergifteter fährt, dann wird es passieren, wird er sich seinen Traum vom Hahnenkamm-Sieg erfüllen.