Lauberhorn, eine Hassliebe! Die Liebe aber ist deutlich nachhaltiger als das Verpasste, der Hass.
Und obwohl ich auf dieser sagenumwobenen Strecke nie habe gewinnen können, habe ich in Wengen weit mehr erhalten, als ich selbst habe geben können.
Ich schulde dem Lauberhornrennen noch 1,2 bis 1,5 Millionen Franken! Weil ich 1972 im Training, bei 130 km/h im Haneggschuss zu viel wollte und in den Wald zwischen die Baumstämme flog, hat die FIS kurz darauf Sicherheitsvorkehrungen in Millionenhöhe angeordnet.
Erhalten habe ich aber, wie jeder andere, der dort einmal am Start stand, eine einmalige Kulisse, einmalige Wechselbadgefühle zwischen Angst und Befriedigung und eine einmalige Herausforderung vermischt mit Adrenalinschüben, Gratwanderungen und Grenzerfahrungen.
Es geht auch ohne Lauberhorn
Ganz klar, die Lauberhornabfahrt in Wengen gehört zum alpinen Weltcup. Ich sage dies mit Überzeugung, obwohl ich weiss, dass es ohne auch geht und schon oft ohne gegangen ist.
Wegen Schnee- und Wetterverschiebungen mussten die Rennen schon nach St. Moritz, Grindelwald, Crans, Leukerbad und Veysonnaz verlegt werden. Ja sogar ausserhalb unserer Grenzen in Are, Val d’Isere und – fast unglaublich – selbst in Kitzbühel wurde stattdessen schon gefahren.
Im Kalender aber – da bin ich mir sicher – wird das Lauberhornrennen bleiben und es wird auch stattfinden, wenn es die Wetter-und Schneebedingungen erlauben.
Braucht es den Gigantismus?
Die Diskussion, um das Wort Streit nicht zu strapazieren, hat auch ihre guten Seiten.
Die FIS muss sich fragen, ob das System der Vergabe der Rennen immer noch richtig ist und der modernen Zeit entspricht, wenn man von gewissen traditionellen Events marketing- und zuschauermässig abhängig ist.
Die Millionenfrage-Frage kann nicht immer mit Mehreinnahmen gelöst werden nach dem Motto: Wir geben mehr aus, also muss auch mehr reinkommen. Das Rennen am Lauberhorn selbst ist gigantisch. Muss das Drumgerum auch noch im Gigantismus enden und Millionen verschlingen?
Alle Organisatoren jammern auf der Kostenseite, und trotzdem stehen hinten Dutzende neue Ausrichter Schlange, um einzuspringen.
Abenteuer-Jagd am Matterhorn?
Die geplante Rekordabfahrt in Zermatt über fünf Kilometer ist da allerdings ein ganz anderes Thema. Das wäre die entgegengesetzte Richtung der modernen Abfahrt. Die sollte kürzer sein, weil kostengünstiger.
Fernsehgerecht, weil der Zuschauer alles sehen will. Ohne zu lange Startintervalle für die Fairness – und vor allem gespickt mit attraktiven Schlüsselstellen, wie eben Hundschopf, Kernen-S und Haneggschuss.
Vom kleinen Matterhorn nach Italien, wäre genau das Gegenteil. Aber mit einer guten Geschichte.
Vielleicht reichen ja sieben klassische Abfahrten im Jahresprogramm. Und dazu gehen wir wieder auf Abenteuer. Keine Sprints! Sondern Abfahrtsmarathons. Vielleicht sogar in 2-er oder 3-er Teams.
Eine Serie mit «Zermatt–Italien» und dazu der Traditionsklassiker Parsenn-Derby in Davos und das Inferno Rennen in Mürren.
Beides Klassiker, noch älter als die Lauberhornrennen.