Lara Gut (23) überquert die Ziellinie und schüttelt den Kopf. Als erste der Favoritinnen ist sie gestartet – und fährt bloss auf Rang 3. Bis zum Schluss wird sie noch bis auf Platz 7 zurückgespült. Eine herbe Enttäuschung für die als grosse Favoritin gestartete Tessinerin. Ihr nüchterner Kommentar: «Es gibt immer mehr Favoritinnen, als es Plätze auf dem Podest hat.»
Es beginnt schon schlecht. Der Start wird um eine halbe Stunde verlegt und nach unten verschoben. Zu stark ist der Wind im obersten Streckenabschnitt. Es bleibt windig, die Sicht wechselhaft, das Rennen wird zur Lotterie. Lara nimmt kein Blatt vor den Mund: «Die Bedingungen waren nicht fair.»
Das ist keine Ausrede für die eigene Leistung. Sie bezieht das vielmehr auch auf andere Fahrerinnen. Lara: «Bei Fabienne hat es mega gewindet. Es ist nicht lustig, so in eine WM zu starten.» Suter räumt das Feld unter Tränen und ohne Kommentar, wird als Medaillenkandidatin enttäuschende 22. Sie soll auf den ersten 40 Sekunden kaum etwas gesehen haben. Es ist ein Fluch mit Suter und den Grossanlässen. Es will einfach nicht.
Während Suter Pech hat, sucht Gut den Fehler bei sich: «Ich habe meine Chance nicht genutzt. Ich bin nicht gut gefahren, habe nicht gemacht, was ich wollte.» Der Grund? Sie liess sich von den weicheren Schnee-verhältnissen überraschen. In der Nacht hatte es noch einmal Neuschnee gegeben. «Anstatt Vollgas zu geben, versuchte ich, feiner zu fahren», erklärt Lara.
Cheftrainer Hans Flatscher: «Wir sind alle enttäuscht. Wir werden Zeit brauchen, um das zu verdauen. Suti hatte schlicht keine Chance bei diesen Verhältnissen. Lara konnte sich nicht auf den Schnee einstellen, kam nie ins Fahren. Sie ist halt auch keine Maschine, die Medaillen auf Knopfdruck holt.»
Andere haben sich selbst von widrigen Bedingungen nicht stoppen lassen. Lindsey Vonn blies der Wind ins Gesicht, als sie im Starthaus stand. «Ich bin am Arsch», sei ihr da durch den Kopf gegangen. Im Ziel bibbern Freund Tiger Woods und Mutter Linda Lund Seite an Seite. Nachdem Vonn im Startabschnitt verblasen wurde, startet sie die Aufholjagd. Dank einem starken Schlussspurt schafft sie es letztlich doch noch aufs Podest – wenn auch bloss als Dritte. Was unter normalen Bedingungen den Ansprüchen nie genügen würde. In der Wetter-Lotterie aber gibt sie sich zufrieden. Einzig Tina Maze und Anna Fenninger sind schneller.
Lara: «Das Podium zeigt, dass das Rennen nicht nur vom Wind entschieden wurde.»