Am 17. März muss Sepp Brunner den schmerzlichsten Tiefschlag seiner so glorreichen Karriere als Ski-Trainer einstecken – nach dem Super-G beim Weltcupfinal in Aspen erhält der gebürtige Steirer von Alpinchef Stéphane Cattin und Männer-Chef Tom Stauffer ohne Vorwarnung die Kündigung.
Dieser brutale Schlag trifft Brunner knapp vier Wochen, nachdem er in St. Moritz Beat Feuz zum Abfahrts-Weltmeister gecoacht hat.Brunner fällt deshalb in ein seelisches Loch, dass ihm der «blaue Brief» mit illoyalem Verhalten begründet wird, macht dem geradlinigen Sepp besonders zu schaffen.
Gleichzeitig muss er zu Hause die Tränen seiner drei Kinder trocknen. Die machen sich grosse Sorgen, ob ihr Papa nach diesem Rauswurf mit 58 Lenzen überhaupt noch einmal einen Job bekommt.
Doch jetzt können die Brunners aufatmen – Sepp wird neuer Abfahrtschef bei den Österreichern! Mit Olympiasieger Matthias Mayer, Hannes Reichelt und Max Franz wird Brunner dort drei echte Siegfahrer in seiner Gruppe haben, dahinter folgt mit Vincent Kriechmayr ein Athlet, der im nächsten Winter der ganz grosse Durchbruch schaffen könnte.
Team-Leader Hannes Reichelt (Hahnenkamm-Sieger 2014, Super-G-Weltmeister 2015) ist zuversichtlich, dass die Ösis mit ihrem neuen Übungsleiter noch schneller werden könnten: «Bis jetzt habe ich unter Sepp zwar noch keine Trainingseinheit absolviert. Aber ich hatte vor ein paar Tagen ein erstes, längeres Gespräch mit ihm. Bei dieser Gelegenheit habe ich festgestellt, dass Brunner ein echter Trainer-Fuchs ist.»
Nach dem Rauswurf bei Swiss Ski wird Brunner nun also mit Handkuss von den erfolgsverwöhnten Österreichern begrüsst, die seit der Saison 1989/90 ununterbrochen den Nationencup gewonnen haben. Das ist eine der aussergewöhnlichsten Pointen in der Geschichte des ewigen Ski-Duells Österreich-Schweiz.