Bis vor ein paar Wochen nahm ausserhalb der Schweizer Grenzen kaum jemand Notiz von Mauro Caviezel. Doch in diesen Tagen gehört der bodenständige Bündner in Gröden bei den internationalen Medien neben Aksel Lund Svindal und Beat Feuz zu den gefragtesten Gesprächspartnern.
Die Italiener, die Norweger und die Österreicher – alle erwarten vom 30-Jährigen eine griffige Erklärung für die drei Podestplätze, die er in den ersten vier Weltcuprennen dieser Saison eingefahren hat.
Neben seinen Ski-Trainern, seinem Servicemann und seinem Manual-Therapeuten hebt Caviezel in Interviews gerne seinen Konditionstrainer Thomas Jäger hervor: «Tom hat schon mein grosses Jugend-Idol Silvano Beltrametti gecoacht. Für mich ist er so etwas wie der MacGyver unter den Kondi-Trainern. Ähnlich wie der TV-Geheimagent lässt sich auch Tom für unsere Trainings immer wieder ungewöhnliche, aber sehr wirkungsvolle Methoden einfallen.» Ein Beispiel: Jäger gilt als Erfinder des Krafttrainings auf dem Gymnastik-Ball.
Alpen-MacGyver hält Caviezel fit
Neben Mauro lassen sich auch sein Bruder Gino (26) und Beaver-Creek-Sensationsmann Thomas Tumler (26) in einer alten Fabrikhalle in der Churer Industriezone vom Alpin-MacGyver schleifen. «Zu dritt ist die Quälerei einfacher zu ertragen als alleine. Wir tragen in jeder Einheit eine Challenge untereinander aus, jeder von uns will schon beim Spiel zum Aufwärmen der Beste sein. Dadurch provozieren wir uns auf eine positive Weise zu Höchstleistungen», schwärmt Caviezel.
Swiss-Ski-Männerchef Tom Stauffer bestätigt: «Mauro gehört körperlich zu den stärksten Athleten im Weltcup-Zirkus.»
Und weil er dazu auch noch richtig gut Ski fährt, führt Caviezel derzeit als erster Ski-Genosse seit Didier Cuche 2010 die Gesamtwertung im Super-G an. Deshalb darf er heute in Val Gardena erstmals die rote Leader-Nummer tragen. «An den Gewinn der Super-G-Kugel denke ich zwar noch nicht, schliesslich haben wir in dieser Disziplin erst zwei von sieben Rennen bestritten. Aber nach den vielen Verletzungen, die ich in den letzten Jahren erlitten habe, ist die rote Startnummer für mich trotzdem eine schöne Bestätigung. Sie zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.»
Beim Super-G in Lake Louise war der Gewinner von WM-Kombi-Bronze Dritter, in Beaver Creek Zweiter. Deshalb wäre Caviezels erster Weltcupsieg heute auf der Saslong eigentlich nur die logische Folge.