Das Podest
1. Federica Brignone (It) 1:52,.87
2. Alice Robinson (Nzl) +1,36
3. Lara Colturi (Alb) +1,43
Das Rennen
Vier WM- und 20 Weltcuprennen hat Lara Gut-Behrami in Are schon bestritten. Mehr als zwei dritte Plätze (2014 und 2024 im Riesenslalom) haben nicht herausgeschaut. Nun strebt sie im 25. Anlauf den ersten Sieg an. Zur Halbzeit liegt sie auf Platz 13, braucht am Nachmittag also eine Aufholjagd. Sie legt vehement los, zeigt den Willen, sich nach vorne zu arbeiten. Und dann das! Sie hängt an einem Tor an und verliert einen Stock. Ein Missgeschick, dass sie zwar nicht davon abhält, in Führung zu gehen. Diese kann sie allerdings nur kurz halten. Gleich die nächste Athletin verdrängt sie wieder. Und auch dieses Mal bleibt Gut-Behrami ohne Sieg in Are. Am Ende ist sie als Neunte zweitbeste Schweizerin. Noch ein bisschen schneller ist Camille Rast. Nach einer schwierigen Vorbereitung (siehe «Das gab zu reden III») lässt sie sich im Rennen nichts davon anmerken und wird Achte.
Den Sieg machen andere unter sich aus: die beiden Führenden in der Disziplinenwertung. Alice Robinson führt, als sich Federica Brignone aus dem Starthaus katapultiert. Und die Italienerin ist eine Klasse für sich. Sie deklassiert die Konkurrenz, feiert ihren 9. Sieg in dieser Saison. Das Podest wird von Lara Colturi komplettiert.
Zur Halbzeit hat es noch nach einem italienischen Doppelsieg gerochen. Doch Sofia Goggia, nach dem 1. Lauf auf Platz 2, scheidet am Nachmittag aus. Und verpasst so den ersten Riesenslalom-Podestplatz seit über sieben Jahren.
Der Kugel-Kampf
Spannung pur im Kampf um die kleine Kristallkugel. Federica Brignone halbiert mit dem Sieg ihren Rückstand auf Alice Robinson. 20 Zähler trennen die beiden. Noch ein Rennen ist ausstehend.
Im Gesamtweltcup zieht die Italienerin ihrer ersten Verfolgerin Lara Gut-Behrami weiter davon. Brignone hat nun 1194 Punkte und damit 322 Zähler Vorsprung.
Die weiteren Schweizerinnen
8. Camille Rast
9. Lara Gut-Behrami
16. Wendy Holdener
Den 2. Lauf verpassen: 39. Vanessa Kasper +2,93, 40. Delphine Darbellay +2,96
Wendy Holdener zeigt einen soliden 1. Lauf, sie liegt zur Halbzeit auf Platz 15. Der Angriff nach vorne bleibt dann allerdings aus. Zu fehlerhaft ist ihre zweite Fahrt.
Vanessa Kasper und Delphine Darbellay verlieren am Morgen zu viel Zeit und verpassen den Sprung in den 2. Lauf.
Die Stimmen gegenüber SRF
Lara Gut-Behrami nach dem 2. Lauf: «Mit der Hand ist alles gut. Den Stock zu verlieren passiert mir immer wieder, wenn ich nicht so im Timing bin. Wenn ich stabiler unterwegs bin wie letztes Jahr, dann passiert es nie. Es ist noch nicht alles 100 Prozent so, wie ich es gerne hätte. Das mit dem Timing ist eine Vertrauenssache. Das suche ich über die ganze Sache. Das während der Saison zu finden, ist nicht selbstverständlich. Es gibt Tage und Läufe, bei denen es gut läuft und plötzlich ist es nicht mehr so selbstverständlich.»
Wendy Holdener nach dem 2. Lauf: «Ich bringe es noch nicht ganz hin, dass ich fehlerfrei bin. Ich habe sehr gute Abschnitte und sehr gute Schwünge. Ich fühle mich auch wohl im Riesenslalom. Es wäre so viel drin gelegen, aber mit diesen vielen Fehlern gehts nicht. Mit dem Start und den Wellen im 2. Lauf bin ich zufrieden, ab und zu stimmt das Timing nicht ganz.»
Camille Rast nach dem 1. Lauf: «Es war alles gut mit der Hüfte. Das Adrenalin macht einen guten Job. Ich hatte keine grossen Erwartungen, wollte es nehmen, wie es kommt. Die Piste ist nicht so einfach, um schnell zu sein.»
Camille Rast nach dem 2. Lauf: «Nach dem 1. Lauf hatte ich schon ein bisschen Schmerzen. Aber im Rennen zieht man durch und macht den Job. Jetzt bin ich froh, wenn ich in die Physio gehen kann. 8. Platz ohne Training ist nicht so schlecht. Mit dieser Piste hatte ich immer etwas Mühe, deswegen bin ich zufrieden. Wenn ich mich gut erholen kann, passt das schon für den Slalom. Ich werde auf die Zähne beissen und es durchziehen. Die kleine Kugel ist nicht in meinem Kopf. Wenn man an die Punkte denkt, fährt man nicht schnell.»
Das gab zu reden
Marta Bassino ist zur Halbzeit 14. Und doch darf sie im 2. Lauf nicht mehr starten. Der Grund: Messungen haben einen zu hohen Fluor-Wert auf ihren Ski ergeben, die Italienerin wurde disqualifiziert. Fluor ist seit der Saison 2023/24 verboten. Das Produkt, das auf dem Belag wasser- und schmutzabweisend wirkt und die Ski so schneller macht, soll laut Experten schädlich für Natur und Mensch sein. Das Verbot ist also nicht neu, wie konnte es aber bei Bassino zum Verstoss kommen? Ihr Ausrüster lässt gemäss SRF verlauten, dass die Ski kontaminiert und nicht aktiv mit Fluor behandelt wurden. Das kann beispielsweise durch ein verunreinigtes Werkzeug passieren. Allerdings betonen die Verantwortlichen, man habe das Gleiche benutzt, wie schon den ganzen Winter. Nach der Ursache wird nun weiter gesucht.
Das gab zu reden II
Ende November stürzte Mikaela Shiffrin im Riesenslalom von Killington, zog sich dabei eine Stichwunde am Bauch zu. Während sie seit ihrem Comeback im Slalom schon wieder einen Sieg – ihren 100. – feiern konnte, bremst sie das Erlebte im Riesenslalom weiter aus. Sie spricht von einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Den 1. Lauf in Are steckt ihre Trainerin. Aber auch auf diesem kann Shiffrin nicht verbergen, dass ihr das Vertrauen fehlt. Sie überdreht und scheidet aus. Und droht damit den Riesenslalom beim Weltcupfinal zu verpassen. Aktuell ist sie nur 29. in der Disziplinenwertung – in Sun Valley dürfen nur die Top 25 starten. Ausnahme: Athletinnen mit insgesamt 500 und mehr Weltcuppunkten, dürfen in allen Disziplinen starten. Davon ist Shiffrin mit 377 Punkten allerdings ein Stück entfernt. Zumal nur noch ein Slalom und drei Speedrennen vor dem Weltcupfinal anstehen. Und sie seit ihrem Sturz in Cortina im Januar 2024 weder in einer Abfahrt noch in einem Super-G am Start stand.
Das gab zu reden III
Vor 13 Tagen ist Camille Rast im Slalom heftig gestürzt. Wegen Problemen mit der Hüfte musste sie in der Folge mit dem Training aussetzen. Ein Start in Are war deswegen fraglich. «Ich bin nicht bei 100 Prozent und habe noch Schmerzen», sagt Rast am Freitagnachmittag zu Blick. «Es gibt Bewegungen, die gut gehen und andere, die mir Mühe bereiten.» Nur Stunden später entscheidet sie, wie ihr Wochenende aussehen wird. Auf Instagram schreibt Rast: «Ich fühle mich von Tag zu Tag besser, also habe ich beschlossen, an diesem Wochenende Rennen zu fahren.»
Die Bedingungen
In den letzten Tagen war es in Are um die 10 Grad warm. Die Folge: eine aufgeweichte Piste. Die Organisatoren haben mit viel Salz gearbeitet. Da es nun mit um die 0 Grad deutlich kühler ist, hat dieses gut angezogen. Trotzdem ist die Piste schon früh gezeichnet, weicht im Verlauf des 1. Laufs auf. Der Himmel ist bewölkt, erst am Nachmittag ist er blau und die Sonne scheint. Wegen starkem Wind wurde der Start des Rennens etwas nach unten versetzt.
So gehts weiter
Zum Abschluss des Wochenendes in Are fahren die Athletinnen am Sonntag einen Slalom. Der letzte Riesenslalom des Winters steht beim Weltcupfinal in Sun Valley am 25. März auf dem Programm.