Ilka Stuhec (28) liegt am Samstag in Crans-Montana mit Startnummer 1 im Netz. Der Schock ist den Zuschauern auf den Tribünen ins Gesicht geschrieben. Haben ihre verletzungsanfälligen Knie den Sturz heil überstanden?
Es scheint so. Die Doppelweltmeisterin in der Abfahrt zieht ihre Ski wieder an und fährt ins Ziel. Dort bemerkt Stuhec ein Stechen im linken Bein, ihre Betreuer rufen die Ambulanz. Die aber lässt auf sich warten. «Ich entschuldige mich. Ein Fehler in der Kommunikation», sagt OK-Renndirektor Markus Murmann.
Nach einer 30-minütigen Fahrt erreicht Stuhec das Spital in Sitten. Auch dort muss sie warten. «Sie sagten uns, dass das Gerät für die Magnetresonanz dieses Wochenende nicht funktioniere», nervt sich Slowenien-Trainer Grega Kostomaj. Später korrigiert er sich, sagt aber, dass man erst nach zwei oder drei Stunden eine Diagnose erhalten habe: Riss des hinteren Kreuzbands im linken Knie, rechts eine Knochenprellung.
«Wir haben Hochsaison»
Hat das Sittener Spital versagt? Der französische Trainer bestätigt die Vorwürfe seines slowenischen Kollegen, er wartete mit seiner Athletin Tiffany Gauthier ebenfalls lange auf das MRI. BLICK konfrontiert den medizinischen Direktor des Spitals, Professor Redaouane Bouali, mit den Aussagen. Dieser wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe: «Wir haben Hochsaison, es gibt viele Touristen mit Verletzungen. Dass es an einem so schönen Tag zu Wartezeiten kommen kann, ist logisch. Aber alle Personen, die ein MRI benötigten, erhielten dieses auch.»
Profi-Skifahrerinnen werden laut Bouali nicht bevorzugt behandelt. «Alle müssen sich in die Reihe stellen. Entscheidend ist immer die Schwere der Verletzung. Schädel-Hirn-Traumata oder Rückenverletzungen sind gravierender als Knieverletzungen.» Während bei Gauthier eine finale Diagnose noch aussteht, wird Stuhec wie schon 2017 am Kreuzband operiert. Sie ist bereits am Uni-Spital Basel bei ihrem Vertrauensarzt Dr. Niklaus Friederich. Saison-Aus für die WM-Beste!