Als Rettungschef von Andermatt UR weiss Carlo Danioth, wie man mit Verletzten umgeht. Emotionen haben bei der Rettung wenig Platz, rationale Entscheidungen sind gefragt. In diesen Tagen ist jedoch vieles anders. Carlo ist selbst betroffen – seine Tochter Aline (21) liegt verletzt auf dem Patientenbett. Das nimmt ihn stark mit. «Ich leide wirklich sehr mit ihr», gibt er offen zu. Wir erinnern uns: Am Sonntag zerfetzt sich unsere Ski-Hoffnung nach einem Sturz in Sestriere (It) das rechte Knie. Die Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes sowie Verletzung des Innen- wie auch des Aussenmeniskus. Ein Schock. Mittlerweile wurde Danioth in Zürich bereits operiert.
Danioth wird den Rest der Saison ausfallen. Und auch die Vorbereitung auf den kommenden Winter ist gestört. Neben ihrem persönlichen Schicksal muss auch Swiss Ski einen harten Rückschlag verdauen. Danioth fuhr zuletzt in zwei Slaloms in die Top 8, sie schaffte den Anschluss an die Weltspitze. Neben Wendy Holdener (26) und Michelle Gisin (26) ist sie die dritte feste Schweizer Grösse in der Disziplin. Bernhard Russi, der selbst aus Andermatt stammt und Danioth gut kennt, attestiert ihr seit jeher ein geniales Skigefühl. «Sie ist ein Riesentalent. Sie hat alles: körperliche Voraussetzungen, Talent und Freude.»
Genau weil Danioth das Skifahren so liebt, schmerzt der Rückschlag umso mehr. Auf Instagram schreibt sie: «Es ist schwierig, in diesem Moment Worte zu finden. Ich versuche es in den nächsten Tagen.» Bereits vor gut drei Jahren verletzte sich die dreifache Junioren-Weltmeisterin schwer. Ebenfalls in Sestriere. Damals war das linke Knie betroffen.
«Aline heilt schnell»
Etwas gibt aber auch Hoffnung. Nach ihrem ersten Kreuzbandriss legte Danioth eine Blitz-Heilung hin. Sie schaffte es innerhalb von zehn Monaten vom Operationstisch zurück auf die Rennpiste. «Zuerst waren wir sehr vorsichtig. Aber ich hatte nie Schmerzen. Egal, was wir gemacht haben», erzählte sie danach. Und auch im letzten Mai, als sie sich wegen Übertrainings den vierten Lendenwirbel im Rücken verletzte, kehrte sie rasch zurück. Ihr Daddy sagte noch im Herbst zu BLICK: «Aline heilt schnell.» Ein Trost ist das im Moment nicht. Aber vielleicht ein Licht am Ende des Tunnels.