Auf der brutal steilen «Face de Bellevarde» musste sich selbst Jahrhundert-Skifahrer Marcel Hirscher (32) im Duell mit Alexis Pinturault mehrmals geschlagen geben. Vier Siege hat der Franzose in den letzten neun Jahren bei seinen Heimspielen in Val-d’Isère eingefahren. Und auch diesmal glaubten einige Experten, dass der Sieg auf dieser Piste nur über den amtierenden Gesamtweltcupsieger führt.
«Die engen Torabstände dürften Pinturault deutlich besser liegen als einem Marco Odermatt», meinte Österreichs Slalom-Legende und ORF-Experte Thomas Sykora (53) nach der Besichtigung.
Gegen den Innerschweizer spricht vor dem Start zum zweiten Riesenslalom dieses Winters aber auch die Wettkampf-Vorbereitung. Nachdem Odermatt in den letzten zwei Monaten fast ausschliesslich auf Speed-Ski abgefahren war, wollte er letzte Woche mit seinen Teamkollegen in Pinturaults Geburtsort Courchevel (83 Kilometer von Val-d’Isère entfernt) intensiv Riesenslalom trainieren. Aber wegen der starken Niederschläge wurde dieses Camp zum totalen Flop.
«Wir mussten vorzeitig aus Courchevel abreisen, weil wir befürchtet haben, dass es uns hier komplett einschneit», erzählt Trainer Helmut Krug. Und Odermatt hält fest, «dass ich mich wohl noch nie so schlecht auf ein Rennen vorbereitet habe wie auf diesen Wettkampf».
Pinturault gehen die Argumente aus
Doch davon ist im Rennen nichts zu sehen. Im Gegenteil. Nach dem ersten Durchgang liegt Marco bereits 32 Hundertstel vor Pinturault. Und obwohl der Lokalmatador im Final eine starke Vorlage abliefert, liegt «Odi» in der Endabrechnung sogar 59 Hundertstel vorne.
Nach den Erfolgen beim Riesen in Sölden und dem Super-G in Beaver Creek ist dieser Triumph bereits der dritte Saisonsieg des 24-Jährigen. Und Pinturaults freudloser Gesichtsausdruck bei der Siegerehrung lässt erahnen, dass ihm die jüngste Gala-Vorstellung des Skigenossen besonders zu schaffen macht.
In Sölden hatte der 30-Jährige Ende Oktober ja noch eine passende Ausrede auf Lager. «Es ist ja logisch, dass mit Odermatt ein Schweizer gewonnen hat. Schliesslich waren die Schweizer die Einzigen, die in diesem Sommer auf ihren Gletschern optimal trainieren konnten.»
Doch jetzt muss der Sohn eines steinreichen Hoteliers zur Kenntnis nehmen, dass Odermatt eben auch nach einer miserablen Wettkampf-Vorbereitung top ist. Deshalb liegt der Titelverteidiger im Gesamtweltcup nach 7 Rennen bereits 241 Punkte hinter dem Buochser.
Und was ist mit den restlichen Schweizern? Loïc Meillard (25) realisiert als Siebter sein bestes Saisonergebnis, Justin Murisier (29) wird trotz schweren Fehlern Neunter. Und der Bündner Thomas Tumler (32, Rang 14) glänzt mit der Bestzeit im zweiten Lauf!