Das Wetter am Chuenisbärgli ist mies, es schneit, die Sicht für die Slalomfahrer ist stark eingeschränkt, aber die Stimmung bei den Zuschauern ist wie jedes Jahr bombastisch. Fast 30'000 Fans zelebrieren das Skifest in Adelboden – mit Raclette, Alkohol, Schweizer Fähnchen und Partymusik.
Die meisten wissen nicht, dass das Dorf im Berner Oberland nur Stunden zuvor von einer furchtbaren Tragödie heimgesucht wurde.
Die Verantwortlichen aber wissen schon seit Samstagabend vom Unfall in Schweden, bei dem sechs Schweizer aus Adelboden und Umgebung ihr Leben verloren haben. Alle sind jung. Haben einen 90er-Jahrgang. Beim Unfall waren sie auf dem Rückweg aus Norwegen von ihrer Reise.
«Wir hatten lange nur bruchstückhafte Informationen»
Die Verantwortlichen sagen nichts. Das Volksfest soll wohl nicht gestört werden. Man sei von den Gemeindebehörden und der Berner Kantonspolizei angehalten worden, nichts zu kommunizieren, heisst es offiziell auf Anfrage.
Einige Menschen in Adelboden hätten lieber eine Absage des Rennens gesehen. OK-Chef-Peter Willen sagt zu BLICK: «Auch wir sind natürlich sehr betroffen und schockiert. Hier im Dorf kennt schliesslich jeder jeden. Das ist auch für uns eine extrem belastende Situation. Selbstverständlich hat man alle Varianten diskutiert.» Doch: «Die Informationen kamen immer nur bruchstückhaft, lange hatten wir keine klaren Fakten und wussten über das Ausmass dieses Dramas nicht Bescheid.»
Willen fügt hinzu: «Es ist eine beispiellose Tragödie für die betroffenen Familien und für Adelboden», sagt Willen. «Aber sie hat ja mit dem Anlass direkt nichts zu tun. Wäre jemanden mit einer Rennabsage oder einem Abbruch des Rennens geholfen?»
Erst eine halbe Stunde nach dem Spektakel, nach der Siegerehrung im Zielraum, hielt man eine Schweigeminute ab. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Zuschauer allerdings bereits auf dem Heimweg und bekamen nichts mit.
Immerhin: Die üblichen Partys und Musikaktivitäten am Sonntagabend nach dem Rennen wurden abgesagt.