Das Podest
1. Clément Noël (Fr) 1:51,53
2. Lucas Braathen (Br) +0,02
3. Henrik Kristoffersen (No) +0,14
Das Rennen
Am Freitag postet Manuel Feller ein Video auf Instagram, in dem er das «Vogellisi» singt. Eigentlich wollte er das dieses Jahr nicht machen, aber er tut es trotzdem, «weil ich ein bisschen abergläubisch bin und es immer gut funktioniert hat». Denn in Adelboden jagt der Vorjahressieger den ersten Slalom-Podestplatz in dieser Saison. Und er bekommt recht. Am Morgen fährt keiner so schnell wie er.
Der grösste Schweizer Trumpf heisst nach dem Ausscheiden von Loïc Meillard zur Halbzeit Daniel Yule. Als Zehnter liegt er genau eine Sekunde hinter dem Podest. Die grosse Aufholjagd bleibt am Nachmittag aus. Er gibt zwar alles, kämpft sich durch den Nebel, büsst aber viel Zeit ein. So fällt er als Zwölfter noch hinter zwei Teamkollegen zurück.
Und Feller? Als er sich aus dem Starthaus katapultiert, liegt Clément Noël auf Platz 1. Er kann ihn nicht mehr von dort verdrängen. Das «Vogellisi» hat ihm doch kein Glück gebracht. Denn einmal mehr scheidet Feller als Halbzeit-Leader aus. Es ist nach 2017 in Zagreb (Kro), 2021 in Schladming (Ö) und 2023 in Kitzbühel (Ö) das vierte Mal, dass ihmn das passiert. Damit geht auch das österreichische Warten auf den ersten Slalom-Podestplatz in dieser Saison geht weiter.
Noël feiert derweil seinen dritten Sieg in diesem Winter. Die Entscheidung fällt haarscharf zu seinen Gunsten aus. Nach einem wilden Ritt liegt er zwei Hundertstel vor Lucas Braathen. Vor zwei Jahren feierte dieser in Adelboden seinen letzten Sieg, nun verpasst er den ersten Triumph für Brasilien nur haarscharf. Komplettiert wird das Podest von Henrik Kristoffersen.
Die Schweizer
8. Tanguy Nef +1,58
10. Marc Rochat +1,70
12. Daniel Yule +1,93
20. Luca Aerni +2,55
DNF1 Loïc Meillard
DNF1 Ramon Zenhäusern
Den 2. Lauf verpasst: 38. Noel von Grünigen (+3,65)
Luca Aerni legt im 2. Lauf stark los, lässt dann aber schnell nach. Sein Rückstand wird gross und grösser. Obwohl er zunächst zurückfällt, macht er in der Endabrechnung zwei Positionen gut.
Marc Rochat hat endlich wieder Grund zur Freude. Beim Heimrennen qualifiziert er sich erstmals in dieser Saison für den 2. Lauf. Seine bisherige Bilanz: Viermal im 1. Lauf ausgeschieden, einmal die Top 30 verpasst. Kein Wunder, haderte er mit sich und seinen Leistungen. Umso grösser die Freude, als er am Nachmittag kurzzeitig die Führung übernimmt. Der Bann ist gebrochen, die ersten Punkte im Trockenen. Und das gleich mit einer Top-10-Klassierung. «Ich wollte fast weinen», sagt Rochat gegenüber Blick danach im Zielraum. «Es war zuletzt sehr schwierig. Aber zu Hause so einen guten Lauf runterzubringen, lässt einem schnell vergessen, was alles war.»
Die zwischenzeitliche Führung verpasst Tanguy Nef am Nachmittag haarscharf. Weil danach die Konkurrenz patzt, arbeitet er sich trotzdem zwölf Ränge nach vorne. Und knackt gemeinsam mit Rochat die Top 10.
Vier Podestplätze und ein fünfter Platz – so die bisherige Saison-Ausbeute von Loïc Meillard. Und dann das. Ausgerechnet beim Heimrennen reisst diese Serie – auf bittere Art und Weise. Meillard ist gut unterwegs, dann fädelt er im Zielhang ein und scheidet im 1. Lauf aus. Ein früher Dämpfer für die Stimmung, dennoch wird Meillard von den Fans mit aufmunterndem Applaus empfangen.
Es läuft Ramon Zenhäusern in dieser Saison einfach nicht im Slalom. Zuletzt hat er dreimal in Folge die Qualifikation für den 2. Lauf verpasst. In Adelboden soll die Trendwende folgen. Schon früh in der Fahrt hat er allerdings einen grossen Bock, steht praktisch still. Kurz darauf rutscht er auch noch weg und scheidet aus.
Am Mittwoch qualifiziert sich Noel von Grünigen mit Startnummer 45 für den 2. Lauf. In Adelboden kann er das nicht wiederholen. Mit der gleichen Nummer verliert er dieses Mal zu viel Zeit und verpasst die Top 30.
Die Stimmen gegenüber SRF
Tanguy Nef: «Ich bin zufrieden. Ich habe mich wohlgefühlt, im 2. Lauf habe ich genau das gemacht, was ich wollte. Die vielen Fans haben geholfen, schon Anfang Steilhang habe ich sie gehört.»
Luca Aerni: «Man sieht nicht viel, vielleicht zwei, drei Tore, sonst nichts. Man muss nach Gefühl fahren. Der Instinkt passt mir gut. Ich war zwei, dreimal etwas spät, darum hab ich Zeit verloren. Trotzdem war der 2. Lauf eine gute Fahrt.»
Loïc Meillard: «Es tut weh, vor allem hier in Adelboden. Bis jetzt ist alles gut gelaufen, nur leider ist es eine Disziplin, wo es unfair sein kann. Du kannst perfekt fahren und trotzdem einfädeln. Es tröstet nicht, dass ich schnell unterwegs war. Aber einmal ausscheiden bedeutet nicht, dass wir alles ändern müssen.»
Daniel Yule: «Es war ein solider 1. Lauf. Manchmal war ich etwas zu direkt, ich hätte ein bisschen mehr Linie fahren sollen, um den Schwung auf Zug zu fahren. Aber einige Passagen waren ganz gut.»
Das gab zu reden
Noch nie hat ein Schweizer beim Slalom in Adelboden die rote Startnummer als Führender in der Disziplinenwertung getragen. Das ändert sich dank Loïc Meillard, der sie vor drei Tagen in Madonna di Campiglio (It) erobert hat. «Zu Hause die rote Startnummer zu tragen, ist genial», sagte er am Mittwoch. Sie ist der Lohn für den vierten Podestplatz im fünften Rennen. Meillard ist der erste Schweizer seit Ramon Zenhäusern vor über vier Jahren, der im Slalom die rote Nummer trägt. Glück bringt sie ihm leider keines. Meillard scheidet im 1. Lauf aus.
Das gab zu reden II
Prominente Vorfahrerin in Adelboden. Wendy Holdener wagt sich das Chuenisbärgli runter. Weil die Frauen ein Speed-Wochenende haben, hat die Schwyzerin rennfrei. Und nutzt dieses für einen besonderen Auftritt vor Heimpublikum. «Richtig cool, es ist ein gutes Renntraining für mich», sagt Holdener auf den Social-Media-Kanälen von Swiss-Ski. Das Publikum empfängt sie im Ziel mit einem herzlichen Applaus.
Das gab zu reden III
Auch nach sechs Slaloms stehen die Österreicher noch ohne Podestplatz da. Dabei hatten sie auf die Erlösung in Adelboden gehofft. In den 22 Slaloms seit 2000 stand fast immer mindestens ein Österreicher auf dem Podest, elfmal stellten sie den Sieger. Einzig 2002 und 2023 nicht. Nun gehört auch das Jahr 2025 dazu.
Die Bedingungen
Wegen der Wetterprognosen haben die Organisatoren entschieden, das Programm zu ändern und den Slalom auf den Samstag vorzuziehen. Die Bedingungen geben ihnen recht. Es schneit in Adelboden. Zudem trübt Nebel die Sicht. Ein Riesenslalom hätte so nicht durchgeführt werden können.
So gehts weiter
Für einmal ist der Slalom nicht der Abschluss, sondern der Auftakt des Adelboden-Wochenendes. So findet am Sonntag der Riesenslalom am Chuenisbärgli statt. Den nächsten Slalom gibts in acht Tagen in Wengen.