Absturz von Ski-Österreich
Ski-Legende malt düsteres Bild für Ösi-Zukunft

Noch kein Weltcup-Sieg! Österreichs Ski-Stars kommen in diesem Winter nicht auf Touren. Kein Zufall, glaubt Doppel-Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister. Sie vermisst «extreme Individualisten und Fanaten».
Publiziert: 29.12.2020 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2020 um 11:32 Uhr
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Zu oft fahren die Österreicher der Konkurrenz in dieser Saison hinterher. Bei den Frauen…
Foto: Getty Images

Österreichs Ski-Boss Peter Schröcksnadel (79) gibt sich siegesgewiss. «Wir gewinnen den Cup wieder. Da bin ich sicher», sagt der ÖSV-Chef über den Nationencup. Den hat die Schweiz letzte Saison zum ersten Mal gewonnen, nach einer Durststrecke von 30 Jahren. Ein Zustand, an den sich unsere erfolgsverwöhnten östlichen Ski-Nachbarn natürlich nicht gewöhnen wollen.

Schröcksnadel: «Wir werden derzeit unterschätzt. Das ist wie bei Bayern München: Wenn die Zweiter oder Dritter sind, schimpft auch alles. Nur wir können uns keine neuen Athleten kaufen wie ein Fussballklub. Brauchen wir auch nicht, weil wir gute Leute haben. Ich habe volles Vertrauen, abgerechnet wird erst am Schluss.»

«Die Bevölkerung ist bequem geworden»

Diesen Optimismus teilen aber längst nicht mehr alle in Österreich. Doppel-Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister (47) etwa macht sich Sorgen. «Zumindest die Masse und die Dichte, dass aus einem Jahrgang vier oder fünf Siegläufer hervorgehen, können wir uns abschminken», sagt sie der «Kronenzeitung». Wegen Corona, weil laut Dorfmeister ganze Jahrgänge wegbrechen könnten.

Aber auch, weil der Einsatz und die Opferbereitschaft nicht mehr da seien. «Die Eltern, die mit ihren Kindern durch ganz Österreich fahren, kannst du an einer Hand abzählen. Die Bevölkerung ist bequem geworden», sagt die 25-fache Weltcupsiegerin, die 2002 auch den Gesamtweltcup gewann.

«Skifahren war immer schon ein brutaler Sport»

Sie weiss, wovon sie spricht, ist nach der Karriere dem Sport erhalten geblieben und ist heute Vizepräsidentin im niederösterreichischen Skiverband. «Skifahren war immer schon ein brutaler Sport. Nicht lustig, wenn du ihn professionell betreibst. Aufwendig, teuer, man hat keine Freizeit, kaum eine Gaude. Die drei Hauptthemen sind Trainieren, Essen, Schlafen und dann wieder Trainieren. Das tut sich die Jugend heute leider nicht mehr an. Da braucht es extreme Individualisten und Fanaten.»

Die scheinen den Österreichern tatsächlich spätestens mit dem Rückzug von Über-Techniker Marcel Hirscher (31) verloren gegangen zu sein. Nach dem ersten Weltcup-Viertel wartet Ski-Österreich immer noch auf den ersten Sieg, im Nationenweltcup liegt man sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen hinten – während die Schweiz sowohl bei den Männern als auch die Frauen die Nummer 1 ist. (eg)

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