Abfahrts-Ass Murisier wegen Ski-Sicherheitsdebatte angesäuert
«Die FIS versucht, eigene Fehler auf andere abzuschieben»

Ex-Abfahrts-Weltmeister Hannes Trinkl steht nach der Verkündung seines Abrüstungsplans im Gegenwind. Aus dem Schweizer-Lager kommt Kritik.
Publiziert: 17:25 Uhr
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Aktualisiert: 17:45 Uhr
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Als Abfahrer war Hannes Trinkl ein Gigant.
Foto: Keystone
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Marcel W. PerrenSki-Reporter


Obwohl Justin Murisier in diesem Weltcup-Winter konstant gute Leistungen abliefert, ist der Triumphator der Abfahrt in Beaver Creek derzeit ziemlich angesäuert. Es sind die Aussagen von FIS-Speed-Chef Hannes Trinkl (56), welche dem Walliser die Laune vermiesen. Der Abfahrts-Weltmeister von 2001 hat in dieser Woche im österreichischen Servus-TV zur ultimativen Entschärfung des Skisports aufgerufen.

Der Österreicher will Carbonschienen zum Schutz der Schienbeine komplett verbieten und fordert einheitliche, langsamere Rennanzüge sowie weniger Kanten-Tuning. Zudem sollen die Pisten künftig mit weniger Wasser präpariert werden. «Dort, wo wir, wie in Gröden, bei der Präparation wenig Wasser einsetzten, hatten wir in diesem Winter am wenigsten Verletzungen.»

Murisier fährt Trinkl ein erstes Mal in die Parade: «Im Vergleich zu Kitzbühel, Bormio oder Beaver Creek ist die Abfahrt in Gröden eine Langlaufstrecke. Deshalb hat die kurze Verletztenliste meiner Meinung nach nichts mit der wasserarmen Präparation zu tun. Auf der Saslong gibt es weniger schwere Stürze, weil diese Strecke weniger Schwierigkeiten als die Streif, die Birds of Prey oder die Stelvio aufweist.»

Murisier erhält Unterstützung von Swiss-Ski-Boss

Murisier nimmt dann richtig Fahrt auf: «Die Verantwortlichen der FIS versuchen, die Fehler, die sie selber gemacht haben, auf andere abzuschieben. Die FIS muss endlich dafür sorgen, dass wir bei den Weltcuprennen gleichmässig präparierte Pisten vorfinden. Dann wird es auch weniger schwere Verletzungen geben.»

Dass einheitliche, dickere und somit langsamere Rennanzüge die Sicherheit der Athleten verbessern würden, bezeichnet Murisier als «Blödsinn». Mit solchen Anzügen seien sie «in den Gleitabschnitten zwar langsamer, dafür könnten wir in den Kurven mehr Tempo aufbauen».

Walter Reusser, der sich bei Swiss Ski den CEO-Posten mit Diego Züger teilt, gibt Murisier recht: «In Wengen hat man in diesem Winter durch die Kurssetzung das Tempo im Alpweg reduziert. Aber weil die Rennfahrer dadurch viel direkter ins Brüggli-S stechen konnten, war die Ausgangsgeschwindigkeit genau gleich hoch wie in den Jahren zuvor.»

Der Vergleich mit der Formel 1

Reusser setzt zu einem besonderen Vergleich an: «Wir fahren im Weltcup auf Pisten, die während des Winters grösstenteils von Touristen befahren werden. Das ist so ziemlich dasselbe, wie wenn in der Formel-1 auf Hauptstrassen gefahren würde. Und wenn ein Formel-1-Pilot über die Strasse hinaus in einen Baum krachen würde, wäre dieser Baum beim nächsten Rennen bestimmt nicht mehr da. Nun ist es die Aufgabe der FIS, die Touristen-Pisten im Weltcup in echte Rennstrecken zu verwandeln, damit unsere Athleten kompromisslos aufs Gaspedal drücken können.»

Sicher ist, dass in dieser Diskussion noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

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