Das Podest
1. Cornelia Hütter (Ö) 1:32,38
2. Sofia Goggia (It) +0,16
3. Lara Gut-Behrami (Sz) +0,34
Das Rennen
Schienbein und Schienbeinknöchel brach sich Sofia Goggia im letzten Februar – eine komplizierte Verletzung. «Die Fraktur war sehr kompliziert. Die Ärzte wussten nicht, wie sie die Knochen zusammenführen sollen», sagte sie kürzlich. Und was macht Goggia? Sie fährt bei ihrem Comeback, als gäbe es kein Morgen. Mit Startnummer Sieben übernimmt sie die Führung. Kurz danach scheitert Lara Gut-Behrami an ihrer Zeit, danach ist aber Cornelia Hütter (trotz unsauberer Linie) einen Hauch schneller – die Abfahrtsweltcup-Siegerin der letzten Saison macht da weiter, wo sie aufgehört hat. «Eine wilde Henn!», ruft ORF-Expertin Alexandra Meissnitzer ins Mikrofon – und hat natürlich recht. Das Podest ist damit komplett.
Die Schweizerinnen
3. Lara Gut-Behrami (Sz) +0,34
8. Michelle Gisin +0,72
14. Priska Ming-Nufer +1,34
16. Jasmina Suter +1,52
21. Corinne Suter +1,77
30. Delia Durrer +2,41
32. Stephanie Jenal +2,61
DNF Joana Hählen
«Für mich ist Lara in beiden Rennen die Top-Favoritin», sagte SRF-Experte Stefan Abplanalp vor dem Rennen. Mit guten Gründen: Gut-Behrami wurde in den Trainings Zweite, Erste und Vierte. Die Tessinerin fährt ein gutes Rennen, es ist aber nicht gut genug für den Sieg. Sie schafft es nicht, ihre technische Überlegenheit im Vergleich zu den schärfsten Gegnerinnen in zusätzliches Tempo umzumünzen. Dennoch: Dieser Start in die Abfahrtssaison lässt sich durchaus sehen. Entsprechend äussert sich Gut-Behrami im SRF-Interview: «Insgesamt bin ich happy. Ich rege mich ein wenig auf, weil ich bei der Einfahrt in die Fläche einen Fehler gemacht habe, den ich mir nicht leisten sollte. Da habe ich viel Zeit verloren. Für morgen werde ich probieren, eine Schippe draufzulegen.»
Beide Hände in den Himmel bei Michelle Gisin – sie jubelt im Ziel. Nach einem miesen Saisonstart in den technischen Disziplinen fährt sie solide, im Mittelteil gar genial. Das ist eine Erlösung und lässt für die kommenden Wochen hoffen.
Mit einem neuen Namen geht die erste Schweizerin ins Rennen: Priska Ming-Nufer. Und mit Startnummer drei zeigt sie eine solide Leistung, vor allem ihr Start ist bärenstark – auch die Kästle-Ski laufen hervorragend. Aber auch im Steilhang hält sich Ming-Nufer, die zuletzt mit einer Magen-Darm-Grippe zu kämpfen hatte, gut. Nach dem Golden Eagle fährt sie weite Wege, da büsst sie bis ins Ziel etwas Zeit ein. Der Lohn? Sie darf mehrere Minuten in der Leaderbox Platz nehmen. «Leider habe ich den Steilhang nicht gut erwischt. Bei der Einfahrt stand ich etwas zu wenig gut auf den Ski. Aber das neue Material stimmt mich zuversichtlich», sagt sie.
Grosses Lächeln auf dem Gesicht von Corinne Suter im Ziel! Die Schwyzerin zeigt nach ihrem Kreuzbandriss und der Meniskusverletzung eine mehr als nur ansprechende Comeback-Leistung. Der Start ist genial, sie zeigt ihre Entschlossenheit. Danach, als die Schläge im steilen Teil kommen, fehlt selbstredend noch die volle Überzeugung. Dennoch zieht sie die Fahrt voll durch – das wird ihr Selbstvertrauen geben.
Delia Durrer ist das grösste Schweizer Speed-Talent. Aber an diesem Samstag kann sie ihr Potenzial nicht abrufen, die 22-Jährige macht in den technischen Passagen zu viele Fehler.
Ohne vordere Kreuzbänder fährt Joana Hählen – sie entschied sich erneut gegen eine Operation. Ihre Fahrt ist engagiert, aber nicht schnell. Nach einem Fehler verpasst sie die Einfahrt ins Flache. Dann, bei einem kleinen Übergang, verdreht es sie. Zum Glück kann Hählen den Sturz verhindern.
Obwohl ihr ein Top-Start (sechstbeste Zwischenzeit nach dem ersten Sektor) gelingt, verpasst Stephanie Jenal die Top 30 und damit die Punkte. Sie ist letztlich zwei Zehntel zu langsam.
Mit der Startnummer 40 landet Jasmina Suter auf dem guten 16. Platz. Damit ist sie in Beaver Creek die viertbeste Schweizerin. In einer Weltcup-Abfahrt war sie einzig 2021 in Crans-Montana (Rang 6) noch weiter vorne klassiert.
Das gab zu reden
Natürlich, Lindsey Vonn! Die Speed-Queen ist zwar am Start, wenn auch nur als Vorfahrerin. Sie geht offensichtlich nicht ans Limit, ihre Fahrt ist dennoch mehr als ordentlich. «Ja, ich habe nicht 100 Prozent gegeben», gesteht die US-Amerikanerin. Gestoppt wird sie gemäss SRF mit 1:33,16 – damit wäre sie Neunte gewesen! Das Publikum feiert sie. Man merkt: Die Rückkehr der 40-Jährigen, die mit einem künstlichen Kniegelenk fährt, elektrisiert die Massen. «Durch die Fans hier fühlte es sich für mich wie ein richtiges Rennen an.» Und Vonn hat am Freitag angekündigt, tatsächlich in St. Moritz am kommenden Wochenende an den Start zu gehen – ein Segen für den Weltcup im Engadin.
Die Bedingungen
Die dünne Luft auf 3435 Metern über Meer, beim Start, ist für die Athletinnen kein Problem. Zumal die Bedingungen (Sonne, minus 2 Grad) perfekt sind. Nein, es ist vor allem die von Bernhard Russi konzipierte Strecke, die einigen Sorgen bereitet – nicht alle haben sie im Griff. Nach dem gut 15-sekündigen, flachen Start geht es mächtig zur Sache. Das Spektakel ist aber gross.
So gehts weiter
In Beaver Creek findet am Sonntag (19 Uhr) auch der erste Super-G der Saison statt. In dieser Disziplin wird am kommenden Wochenende auf der Corviglia in St. Moritz auch zweimal um den Sieg gefahren. Warum keine Abfahrt? In den letzten Jahren war die Anreise des Ski-Trosses aus Nordamerika mit dem ersten Training am Mittwoch oder Donnerstag sehr stressig. So haben die Speed-Cracks etwas mehr Zeit, um den Jetlag zu überstehen.