Vor dem Januar 1965 war der Name Stefan Sodat nur grössten Insidern ein Begriff. Dann fuhr der Österreicher im Berner Oberland aus dem Nichts ins Rampenlicht.
Der Kärntner geht an diesem Tag mit der Startnummer 30 ins Rennen. Eine solch hohe Nummer ist in Wengen ein extremer Nachteil. Für einmal nicht: Während die Athleten aus der ersten Gruppe sich durch den dichten Nebel kämpfen, scheint für Sodat abschnittsweise gar die Sonne.
Besonders im Seilersboden. Der Kärntner erinnert sich: «Ich traute meinen Augen kaum, als ich dort zwanzig Meter neben der Ideallinie die Spuren der vor mir gestarteten Fahrer sah!»
Der Ösi nutzt die Gunst der Minute. Als er im Ziel abschwingt, leuchtet die Bestzeit auf. Aber kein einziger Fotograf ist mehr da. Die sind schon im Labor im Dorf und entwickeln ihre Bilder.
Als sie von der Bestzeit erfahren, spurten sie in den Zielraum zurück. Dort beknieen sie den Sensationssieger, er möge noch einmal zu Fuss zum Ziel-S hochsteigen, den letzten Abschnitt noch einmal fahren.
Der anständige Sodat geht darauf ein. Die Fotografen bekommen doch noch ein Aktionsbild des Siegers. Es sollte Sodats einziger grosser Auftritt bei internationalen Skirennen bleiben.
Regelmässige Erfolge feierte er erst in der Karriere nach der Karriere: Stefan und sein Sohn zählen seit Jahren zu den erfolgreichsten Viehzüchtern Österreichs.
Sodats Sensationssieg ist vergleichbar mit dem von Bill Johnson 1984. Völlig überraschend gewann der Ami die Lauberhorn-Abfahrt, obwohl er kurz nach dem Seilersboden zehn Meter ausserhalb der Ideallinie herumirrte und spektakulär den Sturz vermied (siehe Video).
Nach der Siegerehrung versprach Sensations-Billy: In zwei Wochen gewinne ich Olympiagold in Sarajewo. Er hielt Wort.