Es passiert im Winter 1965. Der damals 24-jährige Jos Minsch hebt im Training bei der Kante unterhalb des Hundschopfs wie eine Rakete ab und landet höchst unsanft. Der Abfahrtsspezialist aus Klosters bleibt danach minutenlang am Boden liegen, im Spital in Interlaken wird später ein Beckenbruch festgestellt.
Minsch muss danach ein Jahr pausieren und der «Buckel» unter dem Hundschopf trägt bis in alle Ewigkeit seinen Namen.
Unvergessen bleibt Jos auch seinem langjährigen Weggefährten Dumeng Giovanoli. «Wenn ich so wenig trainiert hätte wie Jos, hätte ich den Sprung in die Nationalmannschaft wohl nie geschafft. Wenn der Trainer uns im Sommertraining zum Laufen aufgefordert hat, hat er mit den Worten ‹Segglä hani nid nötig› verweigert», erinnert sich der Engadiner. 1968 hat Giovanoli am Lauberhorn den Slalom gewonnen.
Minschs legendärer Zigarettenverschleiss
Die beiden Bündner haben im Ski-Zirkus meistens das Zimmer geteilt. Weil Minsch einen ordentlichen Zigarettenverschleiss hatte, war die Luft im Zimmer nicht immer ganz rein. Giovanoli: «Damit Jos nach einem Rennen möglichst schnell seine Sucht befriedigen konnte, hat er während dem Skifahren die Zigarette in der Zwischenablage seines Helmes versteckt.» Andere Kollegen von Minsch behaupten, dass Jos ab und an sogar bei der Streckenbesichtigung eine «Fluppe» im Mundwinkel hatte.
Den sportlichen Leistungen hat die Nikotinabhängigkeit keinen Abbruch getan: Ein Jahr nach seinem Horror-Crash in Wengen feierte er auf derselben Strecke als Zweiter ein beeindruckendes Comeback – nur der legendäre Karl Schranz (Ö/71) war im Ziel um einen Hauch schneller. Kurz nach seinem Sieg bei der Weltcupabfahrt in Cortina 1969 erklärte der Abfahrts-Haudegen seinen Rücktritt vom Spitzensport, und war danach als Maschinenmechaniker und Skilehrer tätig.
Leider musste das Ski-Genie im Herbst seines Lebens für die unzähligen Lungenzüge büssen: Am 7. Juni 2008 starb Jos Minsch nach einer langen und schweren Lungenerkrankung im Alter von nur 67 Jahren.