Beltramettis Biografie belegt, dass der Grad zwischen Erfolg und Drama nirgends schmaler ist als im Skirennsport. Am 7. Dezember 2001 grüsst der Bündner als Super-G-Dritter in Val-d’Isère (Fr) vom Podest. Am Tag danach bricht er sich durch einen fürchterlichen Abfahrtssturz zwei Brustwirbel – das Jahrhundert-Talent ist seitdem querschnittgelähmt.
In diesen Tagen wird der 37-Jährige oft mit den schrecklichen Bildern von damals konfrontiert. Grund: Erstmals seit 2007 werden die Männerrennen in Val-d’Isère nicht auf der Face de Bellevarde, sondern auf Beltramettis-Unglücks-Strecke, der Oreiller-Killy-Abfahrt, ausgetragen.
Wie geht der Mann, der heute mit seiner Frau Edwina auf der Lenzerheide das Hotel Tgantieni führt, damit um? «Der Name Val-d’Isère löst bei mir zwar keine Liebesgefühle aus, aber ich hege für die Piste in diesem Ort auch keinen Hass mehr.»
Beltrametti blickt zurück: «Im November 2002 hat man mich mit einem Helikopter zur Unfall-Stelle geflogen. Da sind anfänglich ein paar Tränen geflossen, aber dann habe ich mich mit dieser Umgebung versöhnt.»
Der grosse Kämpfer lässt sogar durchblicken, dass er sein Leben mehr geniessen kann als damals: «Als Rennfahrer habe ich mich ein paar Minuten über einen Erfolg gefreut, aber dann hatte ich schon wieder das nächste Ziel im Kopf. Heute koste ich Erfolge länger und genüsslicher aus.»