Gibts den grössten Schweizer Triumph aller Zeiten?
Zwei Kristallkugeln hat Swiss-Ski schon auf sicher. Sowohl im Gesamtweltcup als auch Riesenslalom ist Marco Odermatt nicht mehr einzuholen. Die Aussichten auf sechs weitere Auszeichnungen sind gut. Odermatt führt in Abfahrt und Super-G, Lara Gut-Behrami im Gesamtweltcup, Abfahrt, Super-G und Riesenslalom. Gut möglich, dass letztlich acht von zehn Kristallkugeln an die Schweiz gehen. Historisch? Ja. Aber nicht die Bestmarke. 1988 räumten Pirmin Zurbriggen, Michela Figini und Co. bei elf von zwölf Wertungen ab.
Warum sind nur sieben Schweizerinnen dabei?
Einerseits, weil sich nicht mehr qualifiziert haben – ihre Leistungen waren nicht gut genug. Anderseits, weil das Frauen-Team durch Verletzungen (Holdener, Corinne Suter, Flury, Blanc) arg gebeutelt wurde. Zum Vergleich: Bei den Männern sind doppelt so viele (14) am Start.
Odermatt ist der Ski-Überflieger bei den Männern. Kann auch Meillard Geschichte schreiben?
Ja! Nachdem der Walliser in Aspen in drei Tagen drei Podestplätze herausgefahren hat, beträgt sein Rückstand im Gesamtweltcup auf den zweitplatzierten Österreicher Manuel Feller nur noch drei Punkte. Zur Erinnerung: Ein Schweizer Doppelsieg hat es im Gesamtweltcup der Männer noch gar nie gegeben. Und die Chance, dass sich Meillard den zweiten Rang hinter Marco Odermatt sichert, ist aus zwei Gründen gross. Erstens: Der 27-Jährige wird in Saalbach im Gegensatz zu Feller nicht nur im Riesen- und Slalom, sondern auch im Super-G starten. Und zweitens: Dass Meillard die Piste in Saalbach besonders gut liegt, hat sich 2018 gezeigt, als er hier innerhalb von 24 Stunden zweimal Zweiter wurde.
Wer darf am Final teilnehmen?
Die 25 besten in jeder Disziplin und die Fahrer, die im Gesamtweltcup über 500 Punkte erzielt haben. Ebenfalls startberechtigt: die amtierenden Junioren-Weltmeister. Übrigens: Auch wenn sich in diesem Winter viele Athleten verletzt haben, werden ihre Plätze am Start nicht aufgefüllt – es rücken keine anderen nach.
Warum finden die Rennen über zwei Wochenenden statt?
Das ist in der Tat neu, früher wurde der Final in einer Woche durchgepaukt. Die Idee hinter der neuen Planung ist klar: Die Einschaltquoten sind am Wochenende markant besser. Das generiert mehr Aufmerksamkeit und mehr Geld. Immerhin: Die Parallel-Bewerbe sind verschwunden, es gibt weder Einzel- noch Team-Wettkämpfe.
Wie werden Punkte verteilt?
Gleich wie im Weltcup. Mit einem Unterschied: Nur die besten 15 in jedem Rennen erhalten Punkte.
Warum stehen bei diesem Weltcupfinal nicht alle Junioren-Weltmeister am Start?
Parallel zum Weltcupfinal werden in Norwegen die finalen Europacup-Rennen ausgetragen. Weil sich unser Junioren-Abfahrtsweltmeister Livio Hiltbrand mit einem Top-3 Rang in der Europacup-Wertung ein Fix-Platz für den kommenden Weltcup-Winter sichern könnte, fliegt der Simmentaler nicht nach Österreich, sondern nach Kvitfjell. In Saalbach wird dafür der Zuger Lenz Hächler seinen ersten Weltcup-Slalom bestreiten. Der 20-Jährige hat im Februar in dieser Sparte Junioren-WM-Gold gewonnen. Auch die Walliserin Malorie Blanc (20), die WM-Gold im Super-G holte, ist nicht dabei. Allerdings aus einem anderen Grund – sie riss sich kurz nach ihrem Triumph das Kreuzband.
Wer wird zur Ski-Nation Nummer 1 erkoren?
Die Schweiz. Und zwar zum dritten Mal in den letzten vier Jahren. 1604 Punkte liegt Swiss-Ski vor Österreich – Präsident Urs Lehmann wird es freuen.
Wie schwierig ist die Abfahrt?
Bei der WM im kommenden Winter werden die Männer auf einer eigenen, technisch sehr anspruchsvollen Strecke um Abfahrts-Medaillen kämpfen. Beim kommenden Weltcupfinal werden Odermatt und Co. jedoch über die Frauen-Piste heizen. «Aufgrund der oft sehr hohen Temperaturen in dieser Jahreszeit ist es fast nicht möglich, zwei Abfahrtsstrecken gleichzeitig zu erhalten», erklärt OK-Chef Bartl Gensbichler und fügt an, «dass die Frauenstrecke komplett neu ist. Und eine Piste muss gemäss FIS-Reglement vor einer Weltmeisterschaft einmal im Rennmodus getestet werden. Ich bin aber schon jetzt davon überzeugt, dass diese Frauen-Abfahrt auch den Männern sehr viel abverlangen wird.» Österreichs Speed-Cheftrainer Sepp Brunner, welcher letzte Woche mit seinen Burschen hier trainiert hat, sieht das anders: «Für die Frauen ist diese Strecke Top, für die Männer ist sie nicht wirklich spektakulär.»
Wo wird gefeiert?
Der Weltcupfinal ist berühmt-berüchtigt dafür, dass es die Athleten nach den Wettkämpfen ordentlich krachen lassen. Zieldestination Nummer 1 dürfte der «Goassstall» sein – eine Après-Ski-Hütte mit Platz für 2000 Personen. Warum sie so heisst? Ganz in der Nähe wurde 1993 ein Stall abgerissen, wo unter anderem Ziegen hausten.