«In einer eigenen Liga», schreibt die Tiroler Tageszeitung. «Wie einst Hermann Maier», vergleicht die Krone. «Weltrekord», jubelt heute.at.
Sie alle haben Recht: Marcel Hirscher filetiert die Konkurrenz bei seinem historischen fünften Sieg in Alta Badia nach allen Regeln der Riesenslalom-Kunst. Am Ende nimmt er dem Zweitplatzierten Henrik Kristoffersen (No) sage und schreibe 1,70 Sekunden ab. Ein irrer Vorsprung!
Aber: Der 28-Jährige ist damit noch weit weg von einer Rekordmarke – und auch von seinem eigenen Bestwert (3,28 Sekunden auf Felix Neureuter im Jahr 2015). So gewann der legendäre Schwede Ingemar Stenmark (86 Weltcupsiege) 1979 mit 4,06 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzieren Bojan Krizaj (Sln). Es ist dies der grösste je erreichte Differenz zwischen den Plätzen 1 und 2.
Oder? Nicht ganz. Während Stenmark seinen Rekord im Riesenslalom herausfuhr, gab es früher bei den alpinen Kombinationen noch grössere Vorsprünge. Den absoluten Top-Wert hält Norwegens Super-Elch Kjetil Andre Aamodt, der in Kitzbühel 2002 mit 5,86 Sekunden Vorsprung auf Landsmann Lasse Kjus siegte.
Kaum zu glauben: Der Davoser Paul Accola wurde mit fast elf (!) Sekunden Rückstand Fünfter. Die Gründe für die Mammut-Differenzen liegen auf der Hand. So wurden damals in der Kombination noch zwei Slalom-Läufe absolviert.
Zudem trauten sich viele Techniker in Kitzbühel vor lauter Angst gar nicht erst auf die halsbrecherische Streif. Letztlich tauchten darum nur acht Fahrer im Kombi-Klassement auf, zwei (Bruno Kernen und Didier Defago) schieden im Slalom aus.
Den grössten Vorsprung in einer der vier klassischen Ski-Diszplinen Slalom, Riesenslalom, Super-G und Abfahrt gelang übrigens einer Schweizerin. Am 19. März 1979 war Marie-Theres Nadig beim Riesenslalom im japanischen Furano sage und schreibe 5,20 Sekunden schneller als Annemarie Moser-Pröll (Ö).
Und letztlich ist da noch Mikaela Shiffrin. Das US-Wunderkind hält mit 3,07 Sekunden Vorsprung als einzige aktive Fahrerin einen Rekord. Diesen stellte sie vor zwei Jahren beim Slalom in Aspen auf. Unser Slalom-Ass Wendy Holdener wurde damals Siebte (5,27 Sekunden zurück).
Das Fazit: Hirscher hat schon viele Rekorde aufgestellt. Unter anderem gewann er sechs Mal den Gesamtweltcup. Aber: Die Bestmarke für einen Rekord-Vorsprung hat er (noch) nicht.