Sie sind im August 76 Jahre alt geworden und stehen im Winter noch immer fast täglich auf der Skipiste und klettern trittsicher jede Felswand hinauf. Sie haben Ihre Startnummer nie abgelegt, oder?
Bernhard Russi: Nein, ich brauche den Adrenalinkick. Die Wände beim Klettern sind zwar nicht mehr so steil wie auch schon, doch der Drang zum Limit ist nach wie vor hoch. Ich wähle auch heute noch Kletterwände aus, bei denen ich weiss, dass ich an meine Grenzen kommen werde. An meinem Geburtstag gings auf das Gross Bielenhorn, dieser Berg stand 40 Jahre auf meiner Bucket List. Beim Skifahren jedoch bin ich mittlerweile eher gemütlich als Freerider neben der Piste unterwegs.
In Ihrer Karriere als Skirennfahrer haben Sie unzählige Erfolge gefeiert. Muss man sich auch beim Jassen vor Ihnen in Acht nehmen?
Ich gehe auch beim Jassen ans Limit (lacht). Ich habe immer den Match vor Augen, obwohl ich weiss, dass es bei einer Meisterschaft nichts bringt. Es gibt ja keine zusätzlichen Punkte. Und doch ist das tief in mir verankert, immer das Beste herausholen zu wollen.
Wer hat Ihnen das Jassen beigebracht?
Meine Grossmama hat mir als kleiner Bub den einfachen Trumpf gelernt, wir haben unzählige Stunden am Jasstisch verbracht. Ich glaube, ich konnte bereits jassen, bevor ich überhaupt lesen lernte. Das hat mir bei meiner aktiven Zeit als Skirennfahrer enorm viel gebracht.
Inwiefern?
Ich habe mit meinen ehemaligen Kollegen deutlich mehr Stunden mit Jassen als mit Skifahren verbracht. In einem Trainingslager in den USA haben wir teils acht Stunden durchgejasst. Das hat mir mental sehr geholfen. Vor einem Rennen spielte sich in meinem Kopf sehr viel ab. Wenn ich am Abend zuvor jedoch einen Schieber geklopft habe, hatte ich vor dem Einschlafen keine Tore oder Abfahrten im Kopf, sondern Jasskarten. Ich konnte so gut abschalten.
Mit welchen Ski-Cracks haben Sie am liebsten gejasst?
Die pickelharten Jasser waren Andreas Sprecher, Adolf Rösti, Walter Tresch und René Berthod. Wir haben um Geld gejasst, manchmal waren es nur 50 Rappen, manchmal aber auch ein paar Franken mehr. Sobald es beim Jassen um etwas geht, tut es weh. Seinen Namen werde ich nicht verraten, aber einer in unserem Team hat bei seinem Vertrag sogar 200 bis 300 Franken Jassgeld ausgehandelt!
Der Finalevent der 8. Schweizer Schieber-Meisterschaft geht am 16. November 2024 im Theater Casino Zug über die Bühne. Moderiert wird das Turnier von Ex-«Samschtig-Jass»-Moderator Reto Scherrer (48). Die 100 Finalistinnen und Finalisten und die Promi-Jasser Bernhard Russi (76), Mundartsänger Florian Ast (49), Eishockey-Legende Philippe Furrer (39) und Schwinger Dominik Gasser (24) treten zum grossen Showdown an. Die vier besten Jasserinnen und Jasser kämpfen schliesslich auf Blick TV um die Jass-Krone.
Der Finalevent der 8. Schweizer Schieber-Meisterschaft geht am 16. November 2024 im Theater Casino Zug über die Bühne. Moderiert wird das Turnier von Ex-«Samschtig-Jass»-Moderator Reto Scherrer (48). Die 100 Finalistinnen und Finalisten und die Promi-Jasser Bernhard Russi (76), Mundartsänger Florian Ast (49), Eishockey-Legende Philippe Furrer (39) und Schwinger Dominik Gasser (24) treten zum grossen Showdown an. Die vier besten Jasserinnen und Jasser kämpfen schliesslich auf Blick TV um die Jass-Krone.
Bei welchen Gelegenheiten holen Sie heute die Jasskarten hervor?
Leider nicht mehr so oft wie früher. Aber das Jassen ist in unserer Familie tief verankert. Ich jasse sehr gerne mit meinen Enkelkindern, da geht es aber nur um die Ehre.
Sind Sie einer, der auch mal ausruft?
Für mich ist Jassen nicht nur einfach ein Spiel. Es muss konsequent nach den Regeln gespielt werden. Auch ausrufen oder nachjassen gehört für mich dazu. Ich verzeihe zwar alle Fehler, die mein Partner oder meine Partnerin macht, aber nach einer Partie werden die dann besprochen. Während dem Jassen jedoch sage ich nicht eine einzige Silbe, kein Wort.
Sie setzen also ein Pokerface auf?
Ja. Mir kann man nie in die Karten schauen.
Sind Sie ein guter Verlierer?
Ich juble natürlich nicht, wenn ich verloren habe. Ich kann zwar verlieren, will aber sofort eine Revanche. Und das kann dann dazu führen, dass aus einem Jassabend eine ganze Jassnacht wird (lacht).
Wie rechnen Sie sich Ihre Chancen bei der 8. Schweizer Schieber-Meisterschaft aus?
Es gibt Sachen, die ich nicht beeinflussen kann. Die Karten, die Gegnerinnen und Gegner und auch meine Partnerinnen und Partner. Es gibt beim Jassen mehrere Taktiken. Wenn sie übereinstimmen, ist es super. Wenn nicht, kann es auch schwierig werden. Ich gebe natürlich alles und hoffe fest, dass ich es an den Finaltisch schaffe. Wie sagt man so schön? Beim Jassen geht es nicht um Leben und Tod, es geht um mehr. Es geht um die Ehre.