BLICK: Herr Gilliéron, am nächsten Freitag wird der neue Fifa-Präsident gewählt. Wer wird Nachfolger von Sepp Blatter?
Peter Gilliéron: Das wird eine ganz enge Angelegenheit. Gianni Infantino und Scheich Salman sind die grossen Favoriten. Alle anderen haben nur geringe Chancen.
Wem geben Sie Ihre Stimme?
Der SFV stimmt für Gianni Infantino. Und ich gehe davon aus, dass die meisten der 54 europäischen Verbandspräsidenten für Infantino stimmen werden. Die Uefa wird da schon sehr geschlossen sein.
Genügt das für eine Wahl? Konkurrent Salman hat ja die Unterstützung aus Asien und aus Afrika?
Die Afrikaner sind diesbezüglich ziemlich unberechenbar, da gibt es verschiedene Strömungen, das ist ein Buch mit sieben Siegeln. Und Infantino bekommt auch Unterstützung aus Süd- und Mittelamerika. Es wird ja sicher einen zweiten, eventuell einen dritten Wahlgang geben. Und dann wird entscheidend sein, wohin die Stimmen der ausgeschiedenen Kandidaten gehen.
Wieder ein Schweizer, wieder ein Walliser, werden viele Leute denken.
Ich wähle Infantino nicht, weil er Schweizer und Walliser ist, sondern weil ich von seinen Qualitäten überzeugt bin. Ich kenne ihn sehr gut. Die Fifa braucht jetzt einen Mann, der im operativen Geschäft anpackt. Der nächste Fifa-Präsident kann sich dann wieder mehr um repräsentative Aufgaben kümmern. Infantino lebt in der Schweiz. Das ist in der jetzigen Phase besser als ein Präsident, der vielleicht nur alle zwei Wochen einmal in Zürich ist.
Das wäre bei Scheich Salman der Fall?
Das weiss ich nicht. Und ich kenne ihn zu wenig, um ein Urteil abgeben zu können. Ich lese nur, dass es gegenüber ihm auch gewisse VorbehaIte gibt.
Infantino ist der Weggefährte des suspendierten Michel Platini. Ist das nicht eine Hypothek?
Nein. Er ist für die anstehenden Reformen der richtige Mann. Er ist ein Profi im Bereich gute Führung und Transparenz. Er ist der richtige Mann, um das Vertrauen in die Institution wiederherzustellen.
Wäre es nicht besser, man würde einen völlig Aussenstehenden, der nicht aus dem System kommt, zum neuen Präsidenten wählen?
Dieser Meinung kann man sein. Aber wenn man etwas ändern will, dann muss man das System kennen.
Die Uefa hat Infantino eine halbe Million Franken für den Wahlkampf zur Verfügung gestellt. Muss man das verstehen?
Man muss Wahlkampf betreiben, sonst hat man keine Chance. Diese Unterstützung ist transparent und vom Uefa-Gremium abgesegnet. Bei anderen Kandidaturen scheint man nicht so genau zu wissen, woher das Geld kommt.
Wenn Michel Platinis Suspension nicht aufgehoben wird, dann braucht die Uefa ebenfalls einen neuen Präsidenten. Sie gelten als Kandidat.
Das ist für mich derzeit kein Thema.
Könnte Infantino bei einer Wahlniederlage auch ein Kandidat für das Uefa-Präsidium sein?
Auch das ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema.