«Es ist eine verdammt einsame Entscheidung»
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Das Jahr der Rücktritte:«Es ist eine verdammt einsame Entscheidung»

Schwingerkönig, Tennis-Gott und viele Olympiasieger
Diese Schweizer Stars sagten 2022 «Tschüss»

Mit Roger Federer sagte 2022 der grösste Schweizer Sportler der Geschichte Adieu. Aber auch sonst war das vergangene Jahr das Jahr der Rücktritte. Blick nennt die grössten Namen, die 2022 aufhörten.
Publiziert: 31.12.2022 um 10:37 Uhr
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Verabschiedete sich 2022: Tennisspieler Roger Federer.
Foto: keystone-sda.ch

Wenn er irgendwo auftaucht, verblassen neben ihm alle: Roger Federer (41). Jüngstes Beispiel: Als der 20-fache Grand-Slam-Champion Mitte Dezember bei den Sports Awards als Überraschungsgast reinschneite, stand die versammelte Schweizer Sportprominenz Schlange. Praktisch alle wollten ein Selfie mit dem Jahrhundertsportler, der dieses Jahr ausser bei seinem Abschiedsauftritt am Laver Cup keinen einzigen wettkampfmässigen Ball geschlagen hat.

Als Federer mit Nadal um die Wette weinte
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Rücktritt am Laver Cup 2022:Als Federer mit Nadal um die Wette weinte

Dasselbe gilt, wenn der Tennis-Maestro seinen Rücktritt gibt. Dann fliessen die Tränen nicht nur bei ihm und Kumpel Rafa Nadal, sondern auch bei der versammelten Sportnation – ach was, die gesamte Sportwelt weinte mit, als sich Federer endgültig in den Sportruhestand verabschiedete. Das Bild der Fotografin Ella Ling ist jetzt schon ikonisch: Es zeigt Federer und Nadal, wie sie sich tränenüberströmt die Hand halten. Auch bei seinem Abgang ist der Maestro in einer Liga für sich.

Dieses Bild von Federer und Nadal (r.) ging um die Welt.
Foto: IMAGO/Shutterstock

Dagegen haben es alle anderen, die sich 2022 vom Spitzensport verabschiedet haben, schwer. Obwohl eine Reihe Namen darunter sind, die in jedem anderen Jahr das Rampenlicht problemlos selber ausgefüllt hätten. Dario Cologna (36) zum Beispiel. Der Jahrhundertlangläufer, mit vier Olympia-Goldmedaillen einer der Grössten in der Geschichte, machte im vergangenen Frühjahr Schluss. Mit seinen vier Weltcup-Gesamtsiegen, vier Triumphen bei der Tour de Ski und drei WM-Medaillen hinterlässt der 15-fache Weltcupsieger eine riesige Lücke.

Zum Glück ging Cologna nur als Athlet

Ein Glück, dass Cologna sich nur als Athlet aus dem nordischen Skisport verabschiedet hat. Als TV-Kommentator bleibt er den Fans erhalten. «Für mich persönlich ist es ein schöner Weg, mit meiner Leidenschaft verbunden zu bleiben», sagte er im Dezember zu Blick. Federer hat sich für seinen Ruhestand ja ähnliches überlegt. Eine gute Idee, Herr Cologna? «Das würde bei Roger ähnlich sein. Darum: Ich kann es ihm auf jeden Fall nur empfehlen.»

Oder da ist Ski-Star Carlo Janka (36). Der Bündner Iceman wurde Olympiasieger, Weltmeister, Gesamtweltcup-Sieger, elfmal siegte er bei Weltcuprennen. Der Körper machte ihm in den letzten Jahren einen Strich durch die Rechnung, bei den Lauberhorn-Rennen im Januar verabschiedete sich der Papa von Ellie und Lio kurz vor den Olympischen Spielen aus dem Rennsport.

Apropos Papa: Schlagzeilen machte FCB-Star Valentin Stocker (33) kurz vor seinem Rücktritt noch einmal, als er Papa von Zwillingen wurde – und im Mai auf eine Europacup-Auswärtsreise nach Marseille verzichtete, um bei seinen neugeborenen Kindern und seiner Partnerin sein zu können.

So verkündet Stocker seinen Rücktritt
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Nach dieser Saison ist Schluss:So verkündet Stocker seinen Rücktritt

Sechs Meistertitel und vier Cupsiege fuhr der Innerschweizer mit dem FCB ein, 36-mal spielte er für die Schweizer Nati, bis auf seinen Abstecher zu Hertha BSC von 2014 bis 2018 (68 Bundesligaspiele) blieb er den Baslern immer treu, wurde früh einer der Publikumslieblinge im St. Jakob-Park.

Von Sprig über Galmarini bis zu Forrer

Martina Moser (36) ist dieses Jahr das Pendant zu Valentin Stocker. Die Bernerin ist eine der Pionierinnen im Schweizer Frauenfussball, mit 129 Länderspielen war sie lange Rekord-Nationalspielerin, 2007 wechselte sie in die Bundesliga zum SC Freiburg, später spielte sie für Wolfsburg und Hoffenheim, ehe sie 2017 zum FC Zürich in die Schweiz zurückkehrte. Beim FCZ ist sie immer noch: Sie arbeitet dort als Betreuerin des Männer-Teams.

Wenn Stocker als Papa Schlagzeilen schrieb, tat Nicola Spirig (40) dasselbe als Mama, und zwar im Quadrat. Sie bewies einer ganzen Generation Sportlerinnen, dass sich Familienplanung und Spitzensport nicht ausschliessen müssen. Spirig wurde in London 2012 Triathlon-Olympiasiegerin, vier Jahre später in Rio gab es Silber. Zwei Buben und eine Tochter kamen während ihrer Karriere zur Welt – eine beeindruckende Leistung.

Spirig-Abschied am Greifensee-Lauf
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Dieselbe Olympia-Bilanz wie Spirig kann Snowboarder Nevin Galmarini (36) vorweisen. Der Engadiner holte im Parallel-Riesen Gold und Silber bei den Olympischen Spielen. Nach seinem Triumph in Pyeongchang 2018 machte der Rücken immer mehr Probleme. Und so musste der Gesamtweltcup-Sieger von 2018 nach der Saison 2021/22 das Brett schliesslich an den Nagel hängen. Mit ihm verliert der Sport einen Athleten, der schon während seiner Karriere immer über den Tellerrand hinaus geblickt hatte.

Lange durchgehalten hat Schwingerkönig Nöldi Forrer (44). 151 Kränze gewann der Toggenburger in seiner Karriere, neben seinem Königstitel 2001 in Nyon siegte er weitere 45-mal bei Kranzfesten, 6-mal erlangte er den Eidgenössischen Kranz. Nachdem er die 150er-Kranz-Marke geknackt hatte, war für Forrer Schluss.

Kugelblitz Feuz fährt am 21. Januar sein letztes Rennen

Im Biathlon gabs gleich zwei prominente Rücktritte im vergangenen Jahr: Olympia-Silbermedaillengewinnerin Selina Gasparin (38) verabschiedete sich wie Benjamin Weger (33) aus dem Weltcup. In der Leichtathletik hörten mit Selina Rutz-Büchel (31) und Noemi Zbären (28) zwei Frauen auf. Und auch im Ring warf einer das Handtuch: Boxer Alain Chervet (32) trat vor wenigen Tagen in Bern zum letzten Mal an. Er verabschiedete sich am 26. Dezember mit einem K.o. in Runde 1 vom Boxsport. Am selben Tag also, an dem Beat Feuz (35) in Bormio eine Pressekonferenz gab, in der er seine Beweggründe für seinen Rücktritt erklärte. Ein paar Wochen bleibt uns der Kugelblitz allerdings noch erhalten: Feuz fährt am 21. Januar in Kitzbühel sein letztes Rennen.

Kurz vor Jahresende gab dann auch Schwimm-Star Maria Ugolkova (33) bekannt, dass sie einen Schlussstrich unter ihre Karriere zieht. (red)

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