Der Start in die Bergkranzfest-Saison ist nichts für zart besaitete Gemüter: Gewitter, Nebel, Regen, alles ist geboten - die stärkste Naturgewalt an diesem Tag fegt aber in Gestalt von Berg-Gigant Joel Wicki (22) über den Stoos. Das Entlebucher Kraftpaket schickt alle seine sechs Gegner ins Sägemehl, darunter die vier Eidgenossen Patrick Schenk, Andreas Ulrich, Andi Imhof und Sven Schurtenberger, mit den meisten macht er kurzen Prozess.
«Ich war giggerig auf den Sieg», sagt Wicki, der sich den 10. Kranzfestsieg und den 40. Kranz holt. Und erklärt, warum er besonders heiss war: «Die Bergfeste sind noch einmal eine Liga für sich.»
Die Berge sind Wickis Territorium: Der Stoos-Triumph ist sein vierter Bergfest-Sieg in den letzten vier Jahren - das hat unter den aktiven Schwingern einzig der derzeit verletzte Christian Stucki geschafft, ausserdem gelang dies dem zurückgetretenen Matthias Sempach. «Das ist schon speziell», sagt er. «Das macht mich stolz.»
Früh aus der Entscheidung fällt Pirmin Reichmuth. Der bisherige Saison-Dominator bleibt nach drei Festsiegen erstmals in dieser Saison ohne den ganz grossen Wurf, bereits am Mittag schwimmen ihm die Felle auf den Schlussgang davon. «Die Konsequenz hat gefehlt, der Killerinstinkt», sagt der Zuger danach. «Aber vielleicht ist es auch gut, wenn du mal geerdet wirst, so verlierst du den Hunger nicht.»
17-Jähriger überrascht
Für die schönste Überraschung sorgt der erst 17-jährige Innerschweizer Noe van Messel, der den Eidgenossen Patrick Schenk besiegt und sich hinter Wicki und Reichmuth Platz 3 und damit den ersten Bergkranz seiner Karriere holt.
Für Wicki, der trotz strömendem Regen den ganzen Tag in den gleichen Klamotten durchschwingt («Ich bin einfach kurz vor dem Gang auf den Platz und danach gleich wieder in die Garderobe zurück, ich werde nicht gerne nass.»), wird es kurz ruhiger. Er steigt erst im Juli beim Innerschweizer wieder ins Sägemehl. «Die letzten Wochen ging es Schlag auf Schlag», sagt er. «Jetzt ist eine Woche Erholung angesagt und dann wird pickelhart weitergearbeitet, wie wir es seit dem Winter gemacht haben.»
Denn ein Ziel gibt es noch, das höher ist als jeder Berg-Titel: das Eidgenössische Ende August. Wird Wicki dort wieder zur Naturgewalt, ist in Zug alles möglich.