Bis zu seinem 14. Geburtstag war Christian Stucki (31) die Seeländer Antwort auf Deutschlands legendäres Kopfball-Ungeheuer Horst Hrubesch. Grund: Weil er mindestens einen Kopf grösser war als seine Gegenspieler, hat er die meisten Tore für die C-Junioren des FC Diessbach per Kopf erzielt. Aber weil er dann auf zu grossem Fuss lebte, ging seine Kicker-Karriere zu Ende. Stuckis Mama Daniela erinnert sich: «Chrigu hatte schon mit 14 Jahren Schuhgrösse 51. Weil Ende der 90er-Jahre kein Schweizer Sporthändler Fussballschuhe in dieser Grösse führte, hatte er in dieser Sportart keine Zukunft mehr.»
Aber da seit ein paar Jahren selbst in Stuckis Übergrösse Fussballschuhe hergestellt werden, gibt er jetzt sein Comeback auf dem Rasen. Für den riesigen YB-Fan kommt als Tatort natürlich nur das Stade de Suisse in Bern in Frage. Hier fordert er YBs Goalie Nummer 2, Marco Wölfli (34), in einem Penalty-Duell heraus.
Wölfli, der zwischen 2008 und 2013 elf Mal das Nati-Trikot getragen hat, schlägt eine Wette vor: «Wir spielen um ein Abendessen – wenn du mir mehr als zwei Bälle reinhaust, bist du mein Gast. Ansonsten musst du bezahlen. Okay?»
Der 33-fache Kranzfestsieger streckt den Daumen nach oben, und seine Frau Cécile wirft von der Seitenlinie ein: «Marco, deine Chancen stehen schlecht. Wenn es ums Essen geht, ist Chrigu fast nicht zu besiegen.»
Der erste Penalty untermauert Céciles These – Stucki legt seine 140 Kilo voll in diesen Schuss, der links in der unteren Torecke einschlägt. YB-Medienchef Albi Staudenmann applaudiert: «Chrigu, das gseht bi dir ja fei ä chly nach Schuttä us!»
Dann visiert der erfolgreichste Schwinger der letzten Saison aber zweimal erfolglos die Torecke rechts oben an – der zweite Stucki-Hammer fliegt übers Gehäuse, der dritte landet an der Latte.
Dafür darf der Schwingerkönig der Herzen nach seinem vierten Versuch wieder jubeln: Wölfli springt in die rechte Ecke, Stucki platziert den Ball eiskalt in der Tor-Mitte!
Der letzte Penalty muss entscheiden. Chrigu haut noch einmal mit voller Wucht drauf, der Ball fliegt wie beim ersten Treffer in Richtung linke untere Ecke. Doch diesmal ist Marco auf dem Posten und wehrt ab. «Nach dem Eidgenössischen lade ich dich mit deiner Familie zum Znacht bei uns in Lyss ein», legt Stucki beim finalen Handshake fest.
Wölfli packt in diesem Moment einen wunderbaren Trostpreis aus – ein YB-Trikot mit dem Namen Stucki und der Nummer 28.8. Wölflis Erklärung: «Am 28. August wirst du in Estavayer Schwingerkönig. Bisch ä geilä Siech, Chrigu!»