Hinter dieser Frau liegen die schwersten Wochen und Monate ihres Lebens. Für Edith Betschart ist am vergangenen Samstag in trauriger Weise ein Kapitel zu Ende gegangen, welches vor knapp zehn Jahren mit viel Vorfreude angefangen hat.
2011 ist die gebürtige Rheintalerin mit ihrem Mann, dem Innerschweizer Überschwinger Leo Betschart, nach Kanada ausgewandert. Rund drei Autostunden von Halifax entfernt erfüllten sich die beiden ihren Traum vom Eigenheim. Der Unspunnensiger von 1981 hat in der neuen Heimat zuerst auf einer Hirschfarm gearbeitet, zuletzt war er für ein Landerschliessungs-Unternehmen tätig.
Nach seinem 65. Geburtstag am 21. Dezember hätte der Zuger mit Muotathaler-Wurzeln seine Pension geniessen wollen.
Der Hammerschlag kam kurz vor Weihnachten
Doch kurz vor dem Gang in den Ruhestand wurde die nordamerikanische Idylle der Familie Betschart aus den Fugen gerissen. Leo erhielt die Diagnose Darmkrebs. Weil auf der Lunge und in der Leber bereits bösartige Ableger entdeckt wurden, war früh klar, dass der 91-fache Kranzgewinner diesen Kampf verlieren würde.
«Die Ärzte haben Leo zwar trotzdem eine Chemotherapie empfohlen», erzählt Edith Betschart, «aber weil eine solche Behandlung sein Leben sehr wahrscheinlich nur um ein paar Monate verlängert hätte und die Lebensqualität aufgrund der starken Nebenwirkungen nicht sehr gross gewesen wäre, hat Leo abgelehnt.»
Betschart setzte stattdessen seinen letzten Funken Hoffnung in die Homöopathie. «Bis im Februar hat sich Leo noch regelmässig an den Mittagstisch gesetzt, gegessen hat er aber nur noch wenig. Er hat entsprechend viel Gewicht verloren. Und in den letzten Wochen ist mein Mann fast nur noch gelegen.»
Am 17. April ist Leo Betschart zu Hause im Beisein seiner grossen Liebe für immer eingeschlafen. Ediths Trost: «Leo konnte diese Welt verlassen, ohne schwere Schmerzen ertragen zu müssen. Wir konnten in würdiger Manier voneinander Abschied nehmen.»