«Wie Eishockey ohne Helm»
Riesen-Zoff spaltet die Hornusser-Gemeinde

Von «schweren Augenverletzungen» und «Gesichtsbrüchen» warnt das Inselspital Bern. Trotzdem hornusst Pius Glutz (69) ohne Helm.
Publiziert: 26.08.2016 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 17:36 Uhr
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Mit oder ohne Helm? Die Vereinskollegen Pius Glutz (l.) und Daniel Gosteli sind sich nicht einig.
Stefan Kreis

Pius Glutz ist so hart wie der «Nouss», der beim Hornussen mit bis zu 300 km/h durch die Luft zischt. 78 Gramm wiegt die Kugel aus Kunststoff, wer solch ein Ding an den Kopf bekommt, braucht einen Schädel aus Stahl. Oder einen Helm.

Für Glutz kein Thema: «Ich spiele nun schon seit 41 Jahren. Immer ohne Helm. Es ist zur Gewohnheit geworden.» Seine Kollegen können das nur bedingt verstehen. «Pius, du bist ein sturer, alter Bock», sagt Daniel Gosteli. Für ihn käme es nicht in Frage ohne Kopfschutz zu spielen. «Das ist wie Eishockey ohne Helm.»

Vor zwei Jahren verliert ein Hornusser ein Auge, weil er von einem «Nouss» getroffen wird. Nicht ohne Grund warnt das Inselspital Bern von schweren Verletzungen und schreibt in einer Mitteilung, dass Hornussen «alles andere als harmlos ist.»

Ein obligatorischer Kopf- und Gesichtsschutz könne viel zur Prävention beitragen, so die Ärzte. Der Hornusserverband ist der selben Meinung – und führt vor ein paar Jahren ein Helm-Obligatorium ein. «Ab Jahrgang 1984 und jünger ist ein Helm Pflicht. Wer älter ist, darf selbst entscheiden», sagt Peter Rytz, ehemaliger Zentralpräsident.

Und deshalb trägt Glutz auch mit 69 keinen Helm. Macht sich seine Ehefrau keine Sorgen? «Nein», sagt Glutz. Dass er praktisch jeden Sonntag mit Hornussen verbringe statt zuhause zu sein, sei das grössere Problem, so der ehemalige Automechaniker mit einem Schmunzeln.

Und so wird Glutz auch heute Freitag am Eidgenössischen das tun, was er seit 41 Jahren tut. Ein Nouss, der mit 300 km/h angeflogen kommt, mit einem Holzbrett (Schindel) vom Himmel holen. Ohne Helm.

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