Am Ende ärgerte sich der König doch noch. «Ich hätte mehr Risiko eingehen dürfen im Schlussgang», haderte Kilian Wenger (28) mit seinen letzten zwölf Schwing-Minuten auf dem Brünig. Gegen Joel Wicki wartete Wenger darauf, dass der junge Innerschweizer zur Attacke ansetzen würde – aber der war wegen seiner geschundenen Hand und der Gewissheit, dass bei einem Gestellten Teamkollege Erich Fankhauser erben würde, gar nicht auf Krawall gebürstet. Wenger: «Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, ärgert es mich noch mehr als direkt nach dem Schlussgang. Es ging immerhin um den Brünig-Sieg!»
Trotzdem: Der König sieht vor allem das Positive. «Ich bin gesund, ich bin in Form, ich fühle mich immer besser.» Verletzungen an Rippen und Bauchmuskeln hatten den Berner Oberländer diese lange ausser Gefecht gesetzt. «Auf dem Brünig habe ich früh gemerkt, dass es mir läuft.»
Zwei Eidgenossen auf den Notenblatt
Mit David Schmid bezwang er im ersten Gang einen Eidgenossen, danach unterlag er mit Nick Alpiger dem einzigen weiteren Eidgenossen auf seinem Notenblatt. «Gegen ihn war ich zuvor noch nie im Sägemehl, ich hoffe, es kommt bald zur Revanche. Er hat gegen mich sehr gut geschwungen. Aber grundsätzlich hatte ich alles Gegner, die man auch zuerst schlagen muss.»
Das Selbstvertrauen ist also zurück beim Schwingerkönig von 2010, der seit über einem Jahr auf einen Festsieg wartet. Gute Voraussetzungen für das Berner Kantonale und die Schwägalp. Geholt habe er es sich das bei kleineren Festen: Am Abendschwinget Fankhaus und am Ramslauenen-Schwinget. Dort siegte er innert 24 Stunden in 10 von 12 Gängen. Die einzige Niederlage gabs gegen Simon Anderegg. Der hatte auf dem Brünig auch zu feiern: Er holte beim Bergklassiker den 100. Kranz seiner Karriere.